In diesem Jahr haben zwei Kometen Hoffnungen auf beeindruckende Anblicke geweckt: Panstarrs (hier, hier) und ISON. Bei ersterem sahen wir ein mäßiges Schauspiel, beim zweitem gibt es noch Hoffnung. In den letzten 25 Jahren meiner Beobachterkarriere habe ich drei Kometen gesehen, die Megakometen nennen möchte. An Hyakutake (C/1996 B2) habe ich bereits in Wort und Bild erinnert, heute ist Hale Bopp (C/1995 O1) an der Reihe.
Bevor Hyakutake entdeckt wurde und sein Schauspiel am Himmel ablieferte, entdeckten 1995 Alan Hale und Thomas Bopp beim Beobachten des Objektes M70 den nach ihnen benannten Kometen Hale-Bopp. Recht früh nach der Entdeckung wurde klar, dass es sich um einen ziemlich großen Brocken handeln musste, denn zum Zeitpunkt der Entdeckung befand er sich zwischen den Umlaufbahnen von Jupiter und Saturn. Das ist sehr weit draußen und normalerweise sind Kometen in einer solchen Entfernung zur Sonne lichtschwach. Hale-Bopp wurde jedoch visuell entdeckt, war also überdurchschnittlich hell. Das weckte Hoffnungen!
Bereits im Sommer 1995 wurde er entdeckt, doch erst im Frühjahr 1997 stand er spektakulär am Himmel, woran das abfotografierte DIA erinnern möchte. In den beinahe zwei Jahren passierte natürlich einiges. Im Grunde könnte ich ein kleines Buch über den Kometen schreiben, weshalb ich hier nur einige Punkte herausgreifen möchte:
Erste freiäugige Beobachtung 1996 in der Schweiz
Während meines Schweiz-Urlaubes 1996 gelang es mir am 9.8., ihn mit bloßem Auge unter Alpenhimmel zu beobachten. Wenige Minuten vor der Beobachtung hatte es noch heftig gewittert, wodurch die Luft sehr gut gereinigt wurde. Zwar war es eine Sichtung am Limit, doch wurde sie unabhängig von zwei schweizerischen und einem slowenischen Amateurastronomen bestätigt.
Die bange Wartezeit!
Doch dann kam der Einbruch: Hale-Bopp begann zu stagnieren. Die Helligkeit nahm nicht mehr im zu erwartenden Maße zu. Der Komet blieb hart an der Grenze der Sichtbarkeit für das bloße Auge. Für uns lichtverschmutzungsgeschädigten Mittelhessen blieb er leider unter dieser Grenze. Zudem stand er tief im Schlangenträger, so dass er im Herbst zunächst immer schlechter zu sehen war. Zwar stieg er langsam in der Deklination an, doch vollzog sich diese Wanderung zu einem Zeitpunkt, an dem die Sonne nahezu auf derselben Rektaszension stand – also wieder eine spannende Zeit des Wartens mit der Frage: wie wird er aussehen?
Ein Astromonat mit wenig Schlaf und Schmidtkamera im Einsatz
Die Frage wurde im Frühjahr extrem positiv beantwortet: Hale-Bopp sah in März und April 1997 spektakulär aus. Daher spielte sich in Cleeberg ein denkwürdiges Ereignis ab: die Schmidtkamera der Astro-AG Heuchelheim kam zum Einsatz. Welch ein fantastisches Instrument diese Kamera ist, zeigt sich an den Ergebnissen, siehe Bild. Auf den Schwarzweiss-Negativen sind mehr Feinheiten des Kometen zu sehen als auf irgendeiner anderen der von den Vereinsmitgliedern gemachten Aufnahmen. In diesem Jahr hatte ich übrigens Gelegenheit, die Wirkungsstätte des Erfinders der Schmidtkamera zu besuchen.
In den Wochen um und nach Ostern, die ungewöhnlich viele klare Nächte mit sich brachten, waren die Aktiven der Astro-AG entsprechend überglücklich – aber auch müde, denn in fast jeder Nacht fehlten einige Stunden Schlaf. Doch solch ein Komet kommt nicht alle Tage!
Anekdote zum Titelbild des Artikels
Nicht immer lief alles glatt.
Auch auf Hobbyastronomen wirft Murphy ein wachsames Auge und schlug am 6. April zu. Wie es mittlerweile Routine war, trafen Stefan und ich uns in Cleeberg. Einige Wolken versperrten zwar die Sicht, doch das machte uns zunächst keine Sorgen, waren sie doch eher dünn.
Also warteten wir.
Doch auch eineinhalb Stunden Warten half nichts – es wurde überall wolkenlos. Nur nicht in Richtung Hale-Bopp.
Nun gut, wir beugten uns eben der Natur und fuhren heim. Wie ich allerdings schon einmal dichtete „…kaum daheim und bei den Deinen, siehste draußen Sterne scheinen“. In der Tat war es perfekt klar als ich in Wetzlar ankam.
So fuhr ich auf den ehemaligen Truppenübungsplatz Magdalenenhausen, der für die Stadtnähe ausgezeichnete Bedingungen bietet.
Der kräftig aus Hale-Bopp’s Richtung blasende Wind (damit gab es auch keine Möglichkeit, sich hinter einem Auto im Windschatten zu verkriechen) und die schwache Montierung meines 11,4cm Newtons beschränkten natürlich die zu verwendende Brennweite – 135mm waren absolut unmöglich an diesem Abend.
Trotzdem war ich zufrieden, hatte ich doch Murphy ein Schnippchen geschlagen.
Oder etwa doch nicht?
Just in dem Moment, da ich meine erste Aufnahme machte, entschied sich meine Armbanduhr, den Dienst angesichts der Kälte zu quittieren. Was nun? Wie sollte ich denn nun die Belichtungszeit steuern?
Rettung war hier das Autoradio. Damals verwendete ich noch selbst bespielte Kassetten und hatte daher auch die Längen der Lieder auf dem Band ziemlich gut im Kopf. Im speziellen Fall waren es die Dire Straits und so konnte ich Zeiten zwischen 3:30 („Setting me up“) und 14 Minuten („Telegraph Road“) realisieren….
Es wäre noch viel zu berichten, beispielsweise über das Aussehen des Kometen selbst. Der Kopf zeigte Schalen, die aussahen wie mit dem Rasensprenger erzeugt. Oder dass wir oft wunderbar das Zodiakallicht sehen konnten (und prompt wurde mein allerstes Bild des Zodiakallichts unscharf – wie man sieht). Oder dass wir im Irish Pub in Gießen eines unserer Bilder versteigerten …
Hale-Bopp war einfach ein Megakomet!