Hier und da schwärmte ich bereits von Joe Bonamassa. Der begnadete Gitarrist und Musiker ist viel beschäftigt, sei es als Studiomusiker (z.B. für John Lord), als Mitglied von Black Country Communion, im Zusammenspiel mit Beth Hart oder als Solomusiker. In letzterer Funktion war er vorgestern, Sonntag den 18. März 2013 im CCH zu Gast. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Und es hat sich gelohnt!
Der Saal 1 des CCH fasst etwa 3.000 Besucher – und die waren es wohl auch, denn alle Reihen waren gefüllt mit einem gespannten Publikum. Dieses rätselte zunächst über den Bühnenaufbau: am rechten vorderen Rand standen ein paar Trommeln, ein Piano und ein Stuhl. Der ein oder andere schaute noch schnell auf der Konzertkarte nach einer etwaigen Vorgruppe. Doch kurz nach 20h betraten Joe Bonamassa, Tal Bergman (Schlagzeug) und Arlan Schierbaum (Keyboards) die Bühne und legten mit einem Akustikset los. In diesen stiegen sie mit dem Lied “Seagull” von der Platte “Sloe Gin” ein. Der Akustikset schuf einerseits in diesem nicht eben kleinen Saal Clubatmosphäre, brachte andererseits den Abend richtig in Schwung. Selbst nur mit Gitarre und Gesang groovte es mächtig, so dass auch die Ziegelsteine in der Wand kurz davor waren zu tanzen. Ganz zu Hamburg passend, wurde in “Jockey Full of Bourbon” sogar ein Akkordeon eingesetzt. Nach 5 Liedern endete dieser Teil, doch ohne Pause ging es in den Bandset über. In Sekundenschnelle waren die akustischen Instrumente entfernt und “Dust Bowl” erklang im gewohnten elektrifizierten Sound. Nun kam auch Bassist Carmine Rojas zum Zuge, der ja schon seit einigen Jahren in der Band ist.
Im Bandset zeigte sich die Bedeutung des neuen Keyboarders, wobei ich nicht weiß, ob er nun dauerhaft Bandmitglied ist. Jedenfalls beherrscht er die Hammondorgel und andere Tasteninstrumente sehr gut, was er bereits auf der letzten Studio-CD „Driving towards the daylight“ unter Beweis gestellt hatte. Durch seine weitreichenden Möglichkeiten konnten einige Songs neu arrangiert werden und gewannen so zusätzliche Klangfarbe und Tiefe. Die Gitarre des Meisters kam trotzdem keinesfalls zu kurz.
Die Dynamik, zu der Bonamassa die Band führt, ist grandios. Stellenweise taucht die Band in leise Passagen ab, in denen man hören kann wie ein Plektrum auf die Bühne fällt. Wenig später und passend im Lied greift wieder die volle Band druckvoll ein. Auf diese Weise werden Emotionen transportiert und werden die in den Texten beschriebenen Gefühlskapriolen wirklich glaubhaft und greifbar, bspw. in „The great flood“. Dies ist eine hohe Kunst (übrigens auch für die Tontechniker und die PA), die heute leider selten geworden ist. Wer gleichmäßige, handylautsprechertaugliche Dauerbeschallung sucht, sollte besser Radio hören – aber wahrscheinlich taucht Bonamassa deshalb auch selten im Radio auf. Wo wir beim Thema Klang sind: Der Klang des Konzertes bewegte sich vollständig auf sehr hohem Niveau. Die Instrumente konnten jederzeit akustisch getrennt werden, die Dynamik kam rüber und am Ende waren die Ohren nicht überlastet.
Von der ersten bis zur letzten Minute herrschte eine sehr gute, positive, energie-geladene Atmosphäre. Dies lag neben der Musik auch an dem einen oder anderen Scherz und die direkte Interaktion mit dem Publikum. Mr. Bonamassa ist eben nicht nur begnadeter Gitarrist, exzellenter Musiker sondern auch Entertainer.
Wer guten Bluesrock mit Färbung der 70er Jahre Rockmusik sucht, dem können die Auftritte von Bonamassa nur wärmstens empfohlen werden.