Venustransit am 06.06.2012

„Vorzeitliche Astronomie“ möchte ich das mal nennen. Einen Wolkenkrimi auf nüchternen Magen ist schon etwas Besonderes. Gegen 5h wachte ich auf und sah recht gute Chancen, vor der Arbeit erfolgreich Astronomie zu betreiben. Nebenstehend das erste Bild des Venustransits, mit einem 200mm Teleobjektiv durch einen Glassonnenfilter (noch von meinem 11cm-Spiegel) hindurchfotografiert. Doch es wurde schnell besser!

Das zeigt sich hier im zweiten Bild. Die Sonne ist praktisch frei von Wolken, und obwohl wir in einem sehr flachen Sonnenfleckenmaximum sind, war wenigstens ein bisschen was an Flecken zu sehen.

Wo die Zirren so nett waren, den Blick freizugeben, kam natürlich das PST zum Zuge. Wenn 2004 bei der Beobachtung noch etwas gefehlt hatte, dann war es der Blick durch ein H-Alpha-Teleskop. Dies konnte ich also nun nachholen. Zunächst rechts ein Bild mit Okularprojektion durch ein 15mm LV in eine Canon 1100D. Eigentlich verblüffend gut für diese einfache Kombination. Einige dunkle Flecken sind leider Schmutz in der Optik. Real ist jedoch der Sonnenfleck links oben und die hellen Aktivitätsgebiete, die sich von links oben entlang des Sonnenäquators in Richtung untere Bildmitte ziehen. Völlig unzweifelhaft ist etwa in Bildmitte die Venus zu sehen. Visuell ein mächtig beeindruckender Anblick!

Die Luftruhe war leider nicht sonderlich umwerfend. Trotzdem gelang mir nebenstehendes Bild kurz nach dem dritten Kontakt. Folgt man dem Sonnenrand von der Venus nach unten, fällt eine kleine Protuberanz auf. Schade, dass die Sonne heute nicht mehr zu bieten hatte, aber das muss ein Astronom eben akzeptieren.

Insgesamt bin ich zufrieden, zumal in vielen Teilen Deutschlands gar nichts zu sehen war.

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8 Antworten zu Venustransit am 06.06.2012

  1. thamir101 sagt:

    cool!
    Ich find auch das erste Bild mit den Wolkenschleier total gut! 🙂

  2. Josef Gräf sagt:

    Hallo Frank,

    herzlichen Glückwunsch zu Deiner Beobachtung von einem Veteranen aus der alten Heimat!
    In Lüli hatten wir zumindest die Sonnenaufgangsphase sehen können:
    http://www.josef-graef.de/venusdurchgang/2012/index.html#vdubericht2012
    Und genau diesem Vorgang hatte ich seit mindestens sechs Jahren entgegengefiebert.
    Apropos Okularprojektion: Unter http://www.josef-graef.de/venusdurchgang/vdu_bericht.html hatte ich 2004 meine Erfahrungen mit einer Digiklemme beschrieben. Damals hatte mich es sehr gewundert, wie gut das eigentlich geht.

    Clear and Dark Skies weiterhin,
    Josef

  3. Pingback: Live-Blog zum Venus-Transit 2012 – Rhodos et al. « Skyweek Zwei Punkt Null

  4. Frank sagt:

    Moin Josef!

    Gute Güte, Du fiebertest dem Ereignis schon sechs Jahre entgegen? Hättest Du doch mal was gesagt … Es freut mich, dass ihr in Mittelhessen auch Erfolg hattet (übrigens auch Christian in der Schweiz, siehe hier). Da hattet ihr überdurchschnittlich Glück. Wie 1999, in Deinem Fall … ich merke, dass bei mir eine Entspannung einsetzt, weil ich in den letzten Jahren – beispielsweise Dank der AAG – ziemlich viele Ereignisse erleben konnte.

    Jetzt kann ich mich wieder dem Deep Sky zuwenden … 🙂

    Das war ein Scherz: ich werde weiterhin auf allen Feldern der Astronomie Spaß haben und darüber berichten!

    • Josef Gräf sagt:

      Hallo Frank,

      jaja, “ceterum censeo venerem solem transire” oder so 😉
      Ich bin erst jetzt fertig mit dem Thema.
      Hier noch meine einzigartige Bilderfolge vom Sonnenaufgang:
      http://www.josef-graef.de/venusdurchgang/2012/sonnenaufgangvenus/sonnenaufgangvenus.html
      Vieleicht sind wir die ersten, die jemals einen Sonnenaufgang mit Venusdurchgang über Gießen gesehen haben, falls am 6.6.1761 niemand geguckt hatte. Und vielleicht werden am 9.6.2255 wieder Leute in Lüli sein…

      Viele Grüße
      Josef

      • Frank sagt:

        Eine beeindruckende Bildsequenz! Vielen Dank für den wirklich lohnenden Link. Und was Seltenheit angeht: denk nur mal an die Sternbedeckung durch einen Kleinplaneten, die wir mal gleichzeitig beobachtet haben. Diesen Kleinplaneten vor dem damaligen Stern werden wohl nie wieder zwei Beobachter in Wetzlar und Königsberg gleichzeitig erfolgreich sehen 🙂

  5. Juli sagt:

    Ich selbst habe diesem Ereignis ehrlich gesagt noch nicht jahrelang entgegengefiebert, aus dem einfachen Grund, weil ich mich erst seit einigen Monaten mit dieser Sorte Phänomen bzw. Astronomie im Allgemeinen beschäftige, natürlich auch nur als Hobby. Bin also blutige Anfängerin auf dem Gebiet. Aber der Blog hier ist direkt in die Lesezeichen gewandert, allein schon der Bilder wegen. Weiter so! Auch die anderen verlinkten Seiten werden gleich mal in Augenschein genommen.

  6. Frank sagt:

    Vielen Dank für die Blumen – und vor allem viel Spaß mit dem großartigen Hobby Astronomie 🙂 Mir gefällt besonders gut an dem Hobby seine Vielseitigkeit. Mond, Sonne, Planeten, Deep Sky visuell oder fotografisch, hinzu kommen noch allerhand gegenseitiger Bedeckungen von Himmelsobjekten … da kann man sich ein Leben lang dran austoben. Und nette Menschen trifft man obendrein 🙂

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