Astrofotografie ist eine Inspirationsquelle für visuelle Beobachtung. Das jüngste Beispiel ist die im Bild gezeigte Galaxie NGC 4725 mit der Begleitgalaxie NGC 4712. Das Paar fiel mir bei der Bildbearbeitung auf und schien ein guter Kandidat für die visuelle Beobachtung zu sein. Am 15. Mai startete ich einen Versuch mit dem 10″ Dobson.
Es war eine Nacht mit sehr guter Transparenz der Atmosphäre und ruhiger Luft. Beste Voraussetzungen für dieses Projekt. Die Galaxien stehen im Sternbild Haar der Berenike unweit des kürzlich erfolgreich beobachteten planetarischen Nebels Longmore-Tritton 5.
Das Zielgebiet war schnell gefunden, beide Galaxien sofort sichtbar.
NGC 4712 erschien im 13mm Okular zunächst nur diffus, kaum zur Mittel heller und rund. Sie steht fast auf einer gedachten Verbindungslinie zweier Sterne 11ter Größe. Im 6mm Okular hingegen wurde sie zur 1:2 elongierten Ellipse, deren lange Achse etwa parallel zu dieser Verbindungslinie ausgerichtet ist.
NGC 4725 wird von ihrem Kern dominiert (1). Dieser ist sehr hell im Vergleich zum Rest der Galaxie und ausgedehnt. Im 6mm Okular definitiv nicht stellar. Südwestlich des Kerns steht eine helle Wolke (2), die ebenfalls ausgedehnt ist und sich deutlich von der Grundfläche des Galaxie abhebt. Für diese Grundfläche ist indirektes Sehen von großem Vorteil, denn dann ist die wahre Größe des Objekts zu erahnen. Wesentlich kompakter und eventuell doch nur Vordergrundsterne sind die Objekte (3) und (4), die östlich und nordöstlich des Kerns (1) aufblitzen und wesentlich schwerer als die Wolke (2) sind.
Ab 10″ ist dieses Galaxienpaar ein lohnendes Objekt.
Aufnahmedaten: f=105mm, f/3,5, ISO 10.000 (70D), 65x30s.