Im Sternbild Coma Berenices (Haar der Berenike) steht der planetarische Nebel Longmore-Tritton 5, abgekürzt: LoTr 5. Es handelt sich um ein schwieriges Objekt, doch ich bin mir sicher, ihn erfolgreich visuell beobachtet zu haben, vgl. Skizze.
Das Objekt ist mir seit den 1990ern bekannt. Es galt in der Szene visueller Deep-Sky-Beobachter als eine Herausforderung. Damals stellte ich mich ihr nicht. Anders zwei meiner Kollegen von Magellan, Jens Bohle und Frank Richardsen. Beide beobachteten mit 20-Zoll-Teleskopen. Mit meinem 16-Zöller räumte ich dem Objekt daher keine Priorität ein. Ein weiterer erfahrener Beobachter ist Uwe Glahn, der LoTr5 ebenfalls erfolgreich beobachtete.
Dieses Jahr juckte es mich jedoch in den Fingern. Immerhin hatte ich im Beobachteratlas für Kurzentschlossene von einer erfolgreichen Sichtung mit 8-Zoll gelesen.
LoTr 5 , ein alternativer Name lautet “PK 339.9+88.4″, ist ein großes Objekt. Sein Durchmesser ist mit 525 Bogensekunden in Guide verzeichnet. Dies kann eine sehr geringe Flächenhelligkeit zur Folge haben und seine Sichtung erschweren, schlimmstenfalls unmöglich machen.
Mit diesem Vorwissen ging ich zu meiner Okulartasche und suchte eine Okular heraus, das ich lange nicht benutzt habe: eines mit 30mm Brennweite. Normal benötige ich dieses nicht, da mir 100-Grad-Okulare selbst mit 17mm Brennweite schon einen großen Himmelsausschnitt zeigen. Doch hier wollte ich die Vergrößerung reduzieren, einen möglichst geringen Wert erreichen. Das 30mm-Okular liefert am 10” f/5 nur wenig mehr als 40fache Vergrößerung. Dadurch wird viel Objekt auf wenig Fläche komprimiert.
Im Zentrum von LoTr 5 steht der veränderliche Stern IN Com mit einer Helligkeit von etwa 9ter Größe. Nur 9 Bogenminuten südlich davon und außerhalb des planetarischen Nebels steht ein weiterer Stern dieser Helligkeit.
Am 21. April stellte ich bei überdurchschnittlicher atmosphärischer Transparenz und sehr ruhiger Luft das Zielgebiet mit diesen beiden Sternen ein. Mit eingeschraubtem OIII-Filter war eine Scheibe um IN Com zu erkennen!
Ich notierte: “sehr schwache Scheibe um IN Com, die auf OIII reagiert. Der Stern südlich davon hat keine solche Scheibe. Die Scheibe ist rund, diffus und schon im 17mm Okular nicht mehr sichtbar. Pendeln des Blicks und indirektes Sehen sind essentiell! Westlich von IN Com scheint der PN am hellsten zu sein.” (Skizze siehe oben)
Am 23. April konnte ich bei sehr ähnlichen Wetterbedingungen die Beobachtung wiederholen und diesen Beobachtungsbefund bestätigen.
Ich hätte nicht gedacht, mit einem 10-Zoll-Teleskop LoTr5 sehen zu können. Allerdings bin ich mir mit dieser Beobachtung sehr sicher. Zu bedenken sind die überragenden Wetterbedingungen.