Es gibt Objekte, die sieht man deshalb, weil man nichts sieht. Die Rede ist natürlich von so genannten Dunkelnebeln. Diese bestehen aus interstellarer Materie, die das Licht von Sternen blockiert, die von der Erde aus gesehen hinter dem Nebel stehen. Der Pferdekopfnebel ist eines der bekanntesten Objekte dieser Art, wahrscheinlich sogar das bekannteste. Im Bild sind zwei unbekannte Vertreter zu sehen, die mir jedoch auf einer meiner Aufnahmen ins Auge sprangen: LDN 521 und LDN 522.
Dunkelnebel sind auch jenseits des Pferdekopfnebels fantastische Objekte für den visuellen Beobachter. Ein dunkler Himmel abseits der Städte ist jedoch enorm wichtig – für den vollen Genuss sogar zwingend. Einige Nächte unter sehr gutem Himmel im Mittelhessischen (bspw. Vogelsberg), im Herzogtum Lauenburg und in den Alpen habe ich schon damit verbracht, mit dem Fernglas die Milchstraße abzufahren und dabei die Dunkelwolken zu verfolgen. Dabei kann ich sehr gut entspannen und den Augenblick genießen. Das wird vielen Beobachtern so gehen, schätze ich.
Startpunkt ist der sehr helle Stern PPM 202252 nahe der Bildmitte. Einschränkend ist zu sagen: er hat 7,9mag, ist also freiäugig nicht zu sehen sondern setzt ein Fernglas voraus. Im Bild unterhalb, d.h. am Himmel südlich, von ihm steht der Nebel LDN 521. Das Bild ist übrigens etwa 34‘ x 58‘ groß (also etwa ein mal zwei Vollmonddurchmesser). Der zweite Nebel mit Katalognummer LDN 522 (auch: Barnard 320 = B320) steht rechts oberhalb des hellen Sterns. Siehe auch: Bild ohne Markierungen.
Erwähnenswert finde ich die beiden Dunkelnebel, da sie sehr interessante Arme und Ausläufer besitzen. Beispielsweise zeigt ein langer Arm etwas links des hellen Sterns beginnend nach links oben. Unterhalb des hellen Sterns sind zwei L-förmige Ausläufer zu sehen, der für mich im schnellen Hinsehen Füßen ähnelt. Überhaupt: wird hier nicht sehr schön die Fantasie des Betrachters angeregt? Könnte diese Figur nicht ein Saurier sein? Oder ein fliegender Stern? Damit weisen diese Dunkelnebel genau das auf, wofür ich diese Objektart liebe und jedem visuellen Beobachter ans Herz legen möchte.
Die Abkürzung LDN steht übrigens für Lynd’s Dark Nebulae. Dort sind Dunkelnebel mit ihrer „Dunkelheit“ mit Werten zwischen 1 und 6 (sehr dunkel) verzeichnet. LDN 521 hat einen Wert von 5, während LDN 522 einen Wert von 4 besitzt. Dies geht aus den Aufnahmen auch hervor.