Im Sternbild Leier steht zwischen den sehr bekannten Objekten M57 und M56 ein eher weniger beachtetes Objekt, das jedoch ein sehr lohnendes Ziel darstellt: der planetarische Nebel (PN) NGC 6765. Neben stehende Aufnahme entstand kürzlich mit dem TV85 (3,5“) und zeigt den PN als blaues, strukturiertes Objekt rechts oberhalb der Bildmitte.
Die Aufnahme entstand ohne Linienfilter – lediglich ein Weißabgleichfilter für die modifizierte 1100D kam zum Einsatz. Bei einer Helligkeit von 12mag reichten bereits 15×180 Sekunden bei 3200 ASA für dieses aussagekräftige Bild.
Der PN sieht ja sehr seltsam aus: links unten (südöstlich) ist ein kleiner runder Fleck zu sehen, der mit einer schwachen, nach oben (=Norden) gerichteten Wolke mit einem hellen Teil verbunden ist. Dieser erinnert in seiner Form an einen sehr kleinen Kometen, dessen Kopf im Norden liegt und dessen Schweif nach rechts unten (Südwesten) zeigt. Manchen wird dieser Teil eher an eine Kaulquappe erinnern.
Bereits mit 8“ Öffnung ist das Objekt visuell zu sehen. Bei 100facher Vergrößerung sah ich ein kleines aber auf jeden Fall ausgedehntes Objekt, dessen Form unsicher war. Damit ist das Phänomen gemeint, wenn Objekte schwierig zu sehen und an die Grenze des Machbaren kommen. Dann lässt sich zwar das Objekt oft noch halten, d.h. es ist sicher etwas zu sehen – aber die Ränder des Objektes lassen sich nicht mehr vollkommen sicher festlegen. Angesichts des im Foto gezeigten Objekts verwundert das nicht weiter.
Wenig lyrisch geriet meine Beschreibung bei 220x im 16“ Dobson, denn ich notierte bei einer Beobachtung mit UHC-Filter: hochgradig asymmetrisch “Komet” plus “Wurst”. Andererseits ist es gar nicht mal so unpassend, wie ich finde.
Position (J2000): RA 19h 11m 06.5s, Dekl.: +30d 32m 45s
Schönes Bild und “Komet plus Wurst” gefällt mir auch sehr gut 🙂
Vielen Dank. Was ich (bisher) verschwiegen habe: die Aufnahme ist ein Ausschnitt des DSLR-Bildes und liegt auf diesem praktisch am Bildrand. Ich finde, dafür sind die Sterne recht gut abgebildet.
Servus Frank,
hier wie versprochen zum Abgleich meine Beobachtung. Sie datiert auf den 7.5.2011, beobachtet wurde in Innerlaterns (Österreich) bei durchschnittlichen Bedingungen (fst 6m4 in UMa). Instrument war ein 18″ f/5 Selbstbaudobson, 283x:
Nord-Süd elongiert, Mitte etwas heller, kein Zentralstern (zweimaliges Aufblitzen?), diffus auslaufend, mittelhell, bei 94x als Nebel erkennbar, reagiert wenig auf Filter.
Ich denke, ich werde mal eine Zeichnung auf meinen Blog stellen, war ja in letzter Zeit tote Hose. Der Nebel hat Ähnlichkeit mit einer Spiralgalaxie auf meiner Zeichnung. Zudem ist ein weiterer “Nebel” im Osten verzeichnet, der sich nach Fotovergleich als Sterne herausgestellt hat.
Viele Grüße,
Christian
Moin Christian! Vielen Dank für Deine Beobachtung. Hast Du denn zwei Teile wahrgenommen? Die Aussage “Spiralgalaxie” deutet das ja an. Zum Glück ist der Nebel ja hell genug, so dass er – zumindest in größeren Teleskopen – Details auch ohne Filter preisgibt.
Tschüss
Frank
Servus Frank,
sind zwei zusammenhängende Teile, siehe meinen Blogeintrag von heute Abend. Habe einen westlichen und einen östlichen Arm gesehen, die mittig verbunden sind.
Ja, das Ding ist recht hell. Ich erinnere mich noch an eine meiner ersten Beobachtungen mit euch zusammen. Da habe ich mal durch Klaus´ 17,5″er geschaut. Ich fande den Nebel damals schwach, Klaus hell 🙂 Von daher sind so Aussagen von mir wie “hell, mittelhell und schwach” wenig aussagekräftig. Sollte mir mal ein Bolometer oder sowas ins Auge einbauen lassen.
Ich denke, ohne M57 wäre NGC 6765 deutlich prominenter.
Hab grade mal quergeschaut: In Kent Wallace`s und Doug Snyder`s Liste gibt es 94 NGC-PNs. Wer hätte das gedacht…
Viele Grüße,
Christian
Einen lesenswerten Artikel zu diesem Objekt hat Christian auf seinem Blog veröffentlicht:
NGC 6765 bei Astroweis