Ein Umzug bringt doch vieles Durcheinander und so finde ich erst nach und nach die Gerätschaften meiner Astronomieausrüstung wieder. Vor allem finden die Dinge erst langsam einen sinnvollen Platz. Aber da liegt ja auch immer eine Chance drin. Letzte Nacht klarte es jedenfalls auf und ich konnte mit dem TV85 visuell beobachten, Dreh- und Angelpunkt war der Mond, vgl. Bild: Mond am 30.04.2012 um ca. 22h20 MESZ.
Das Bild entstand übrigens gestern fokal durch den TV 85-Refraktor, wobei der Korrektor zum Einsatz kam. Die folgend beschriebenen visuellen Eindrücke ergaben sich mit Hilfe des 4,7mm Ethos-Okulars, welches etwa 127fache Vergrößerung liefert.
Meinem eigenen Ratschlag folgend standen zunächst die im Augenblick leicht sichtbaren Planeten auf meinem Beobachtungsprogramm. Venus im Westen zeigt eine deutliche Sichelgestalt, d.h. das Venusscheibchen ist schon zu weit weniger als der Hälfte ausgeleuchtet, ich schätzte den Beleuchtungsrad auf etwa ein Drittel. Guide8 meint dazu „27%“, also liegt die Schätzung gar nicht so fern.
Nächster Planet im Bunde war Mars. Sein Durchmesser ist bereits auf knapp 10 Bogensekunden geschrumpft. Das ist für den kleinen 3,5“-Refraktor nicht mehr die Welt (Venus hat immerhin 37“). Trotzdem war eine dunkle Zone auszumachen.
Überrascht hat mich jedoch Saturn. Dessen Ringsystem ist weit geöffnet, was ein beeindruckendes Schauspiel liefert. Die Überraschung lag jedoch in den ausgeprägten Farben, denn so viele Brauntöne sind mir aus vorherigen Beobachtungen nicht geläufig. Vermutlich liegt es am Refraktor. Nördlich (auf den Himmel bezogen) des Saturnäquators war ein kräftig dunkelbraunes Band zu erkennen. Der Ring selbst zeigte nach außen hin eine Helligkeitsabstufung, die vermutlich in Höhe der Cassini-Teilung liegt und A- und B-Ring charakterisiert.
Damit komme ich zum doch schon 9,58 Tage alten Mond und dem Titel dieses Artikels. „Vor Anker im Regenmeer“ wählte ich, da mir eine ankerförmige Bergformation im Mare Imbrium ins Auge sprang. Es handelt sich hierbei um einen Teil der Montes Teneriffe bei 13°W und 47°N (Mondkoordinaten) und ist im alten Rükl auf Karte 11 zu finden.
Auf Karte 20 fiel mir Mons La Hire auf, dessen Flanke hell im Sonnenlicht strahlte. Dorsum Zirkel, eine 210 km lange Anordnung von Meeresrücken, wurde flach von der Sonne angestrahlt und bildete hierdurch ein dramatisches Schattengebilde. Krater Lambert verbarg seinen Zentralberg im tiefen Dunkel seines Kraterwandschattens. Die Mondfahrt endete dann am Krater Erathostenes, der gleich drei Berge im Zentrum zu bieten hatte.
Bei Gelegenheit möchte ich noch Bilder nachlegen – dazu muss jedoch wieder die komplette Ausrüstung griffbereit liegen. Der neue Standort ermöglicht mir, den Mond auch zu späteren Mondphasen noch vernünftig zu beobachten. Ich werde berichten!