„Nachts gebietsweise Aufklaren“ lasen meine überraschten Augen am 02. Januar 2012. Nee, ich schreib’s jetzt mal 2.1.12 – das liest sich schöner. Jedenfalls ging ich im Geiste schon die Liste offener Planetarischer Nebel durch als mir klar [sic] wurde: die große Ökolampe steht doch schon wieder Himmel! Also PNs beiseite und ran an den Mond. Zweckmäßig erschien mir, den TV85 zu nehmen, da er schneller betriebsbereit ist als das C8. Gesagt, getan, neben stehend eines der Bilder, Erklärungen folgen unten (unbeschriftetes Bild).
Der Anblick mit bloßem Auge war sehr schön, denn etwa 5 Grad südöstlich des Mondes stand Jupiter. Zusammen mit den schnell ziehenden Wolkenfetzen ein romantischer Anblick, zumal auch die Temperaturen angenehm mild waren. Aber schnell ziehend? Der Kenner ahnt: gut ist das nicht. Und in der Tat war die Luftruhe (Seeing) sehr schlecht. Ein solches Gewaber habe ich lange nicht gesehen, gerade mit 3,5“ Öffnung. Aufgenommen wurde das Bild mit einer TIS-s/w-Kamera in Okularprojektion hinter einem 15mm Vixen-LV-Okular.
Nun aber zum Bild an sich, wie gesagt, man bedenke die Luftunruhe.
Beginnen möchte ich mit dem Krater Tycho, vgl. Nummer 1. Tycho kommt auf dieser Aufnahme recht unscheinbar daher. Die westliche (bezogen auf Mondsystem) Kraterwand ist hell erleuchtet, vereinzelt sind Abstufungen bzw. Terrassen erkennbar. Im Zentrum ist die Spitze des Zentralberges gerade eben erleuchtet. Bei vollem oder abnehmendem Mond ist Tycho Ausgangspunkt eines prägnanten Strahlensystems.
In südlicher Richtung folgt, noch stärker im Dunkeln liegend, die Wallebene Clavius (Nummer 2). In ihrem Inneren sind die Krater Clavius D und Clavius C bereits von Sonnenlicht erleuchtet. Schön finde ich die erleuchteten Hügel und Berge im Westen. Im Süden liegt auf dem Wall der Krater Rutherford, der selbst nur als dunkle Ausbuchtung erscheint. Auf dem nördlichen Wall liegt der stark verformt wirkende Krater Porter.
Mit 3 gekennzeichnet ist eine weitere Wallebene: Maginus. Bemerkenswert finde ich an dieser Ebene die vielen kleinen Krater auf dem Wall selbst, insbesondere in Richtung zur Tag-Nacht-Grenze (Terminator). Im Zentrum der Wallebene deutet sich eine Zentralformation an, die hier aus zwei Bergen zu bestehen scheint.
Eine weitere markante Struktur ist – und hiermit komme ich auf den Titel des Blogartikels zu sprechen – die sehenswerte Wallebene Walter (Nummer 4). Sehenswert an ihr ist m.E. die östlich des Zentrums gelegene Ansammlung kleiner Krater, die sich gerade so nicht überlappen sondern nett nebeneinander liegen. Auch diese Wallebene besitzt reichlich strukturierte Wälle. Sie bedeckt eine Fläche von etwa 132 km x 140 km.
Links unterhalb der Nummer 5 ist ein etwa 33 km durchmessender Krater zu sehen, der eine auffallend helle Stelle in der Kraterwand besitzt. Hierbei handelt es sich um den Krater Hell. Mit etwas Mühe und gutem Willen gibt die Aufnahme bereits die erleuchtete Spitze des Zentralberges preis. Hell liegt innerhalb der stark zerfallenen Wallebene Deslandres. Jener war laut Rükl Erfinder des Spektroheliographen.
Als letztes möchte ich noch auf den Krater Faraday (Nummer 6) hinweisen, der südöstlich der Wallebene Stöfler liegt. Zwei Krater auf seiner Kraterwand wirken wie Henkel, an denen Faraday angehoben werden könnte.
Anekdote am Rande:
Zur Verbesserung der Aufnahmen experimentiere ich immer wieder mit Filtern. Es gibt beispielsweise IR-Blockfilter, die gerade für Jupiter wichtig sind, da dieser stark im IR-Bereich strahlt. Andererseits gibt es IR-Pass-Filter, die nur IR-Licht durchlassen. Dieser Wellenlängenbereich ist weniger empfänglich für Luftunruhe. Letzteren wollte ich also einsetzen, um die Luftunruhe zu unterdrücken. Doch das Bild wurde sehr dunkel und ruckzuck benötigte ich Belichtungszeiten im Sekundenbereich. Für den Mond, wohlgemerkt! Was war es? Natürlich hatte ich beide Filter gleichzeitig eingeschraubt … und da bleibt halt nicht mehr viel Licht übrig.