Am 27. Mai fotografierte ich Messier 5. In Zeiten chemischer Fotografie bedeutete ein solches Vorhaben für mich, eine Aufnahmenserie mit unterschiedlich langen Belichtungszeiten zu erstellen. Im Zeitalter digitaler Fotografie erstelle ich eine Serie mit vielen Aufnahme gleicher Belichtungszeit und lasse diese dann den Computer übereinander rechnen. Huschte ein Satellit durch meine chemische Aufnahme, war sie entsprechend im Eimer. In der digitalen Fotografie kann ich ein Bild mit Satellit aus der Serie herauslassen und trotzdem am Ende eine lange Belichtungszeit bekommen. Satelliten sind trotzdem ein Ärgernis, wie sich am 27. Mai – nicht zum ersten Mal – zeigte.
Für die Aufnahmenserie verwendete ich kein Autoguiding und kurze Belichtungszeiten. Messier 5 ist ziemlich hell und die Kamera so empfindlich, dass kurze Zeiten und ein grob mit dem Polsucher eingenordetes Teleskop ausreichen.
Meine Serie war 57 Aufnahmen lang, jeweils 20 Sekunden wurde belichtet.
Doch 13 Aufnahmen enthielten Satellitenspuren (vgl. Titelbild), die zum Teil auch noch dicht am Kugelsternhaufen vorbeiliefen. Zwar kann eine Spur beim Überlagern in den Hintergrund versinken. Ist der Satellit jedoch zu hell, gelingt dies nicht. Gerade im Mai und bei Halbmond sind Satelliten unbequem hell. In einem ersten Summenbild, das die 13 Aufnahmen enthielt, waren jedenfalls störende Striche der Satelliten zu sehen.
Die Aufnahmen entstanden über einen Zeitraum von 24 Minuten. Folgende Grafik zeigt nun, wieviele Satelliten in jeder dieser 24 Minuten zu sehen waren:
Zwar waren es maximal zwei Satelliten in einer Minute. Das war es dann aber schon an Gutem. In dem 24 minütigen Zeitraum gab es nur zwei Fenster von jeweils drei Minuten Dauer, in denen kein Satellit auftauchte. Wenn ich bedenke, dass ich für Gasnebel schon Belichtungszeiten von fünf Minuten benutzt habe, bedeutet das: Am 27. Mai hätte ich keine Aufnahme ohne Satellit in einer Serie mit fünf Minuten lang belichteten Bildern gehabt!
Der Himmelausschnitt, der mit dem TV85 und der 70D aufgenommen wird, ist immerhin 2,5° x 1,7° groß. Allerdings ist das nicht eben Weitfeld und für viele Messierobjekte und große Gasnebel ein schönes Bildmaß.
Klar, dem Mond kann ich noch entgehen. Aber der fehlenden Dämmerung in Norddeutschland nicht. Dieser könnte ich für Emissionsnebeln mit Linienfiltern begegnen. Den Satelliten bin ich ausgeliefert.
Nun spielen bei Satelliten auch noch zwei Faktoren eine Rolle: Helligkeit und Geschwindigkeit.
Die Helligkeit wird maßgeblich von der Gestaltung der Satelliten beeinflusst. Man erinnere sich da an die erste Generation der Iridium-Satelliten, die die berühmten Flares erzeugten. Diese waren hell wie Venus und dauerten mehrere Sekunden.
Die Geschwindigkeit hängt von der Flughöhe ab. Ein Satellit aus einem mittelhohen Orbit (das meint: Zwischen niedrigem Orbit wie die bemannte Raumfahrt und geostationären Satelliten) ruinierte mir gleich vier Aufnahmen in Folge – er benötigte mehr als eine Minute, um aus dem Bildfeld zu verschwinden.
Es zeigt sich also, dass die Astrofotografie unter den Satelliten leidet.
Das wird durch Projekte wie „Starlink“ sicher nicht besser, da solche Projekte regelmäßig eine große bis sehr große Zahl von Satelliten umfasst.
Leider sind diese Satelliten auch bei visueller Beobachtung störend. Beim Versuch, einen lichtschwachen (planetarischen) Nebel oder ein schwache Galaxie ausfindig zu machen, stört ein Objekt 10ter Größe, das gemütlich durch das Blickfeld eiert, durchaus.
Schauen wir mal, was die Zukunft so bringt.