Astronomie findet im Dunkeln statt. Und besonders dunkel ist es bei den visuellen Deep Sky Beobachtern, denn sie benötigen dunkeladaptierte Augen. Dieses Themengebiet wirft bei Nicht-Astronomen und Einsteigern Fragen auf, die mir dann auch immer wieder gestellt werden.
Dunkel ist ja okay, aber warum muss das denn so wahnsinnig dunkel sein?
Für die visuelle Beobachtung von Galaxien, Gasnebeln, Gaswolken und ähnlichen Deep-Sky-Objekten ist nicht nur ein dunkler Himmel notwendig. Auch das unmittelbare Umfeld des Beobachters muss dunkel sein, damit sich seine Augen auf die Dunkelheit einstellen können (Dunkeladaption). Die meisten Objekte sind nur mit gut adaptierten Augen sichtbar. Schon eine helle Taschenlampe zum Lesen einer Sternkarte oder ein kurzer Blick aufs Smartphone können ausreichen, die Dunkeladaption zu stören.
Hierzu eine kleine Anekdote vom Internationalen Teleskoptreffen Vogelsberg. Magellan-Gründer Giovanni Donelasci versuchte gerade, eine Zwerggalaxie zu beobachten (glaube, es war Draco Dwarf). Diese sind extrem lichtschwach. Also benutzte er eine stark abgedimmte rote Lampe zum Betrachten der Sternkarte, um die Dunkeladaption zu bewahren. Kam jemand vorbei und meinte “oh, Sie haben aber eine schwache Lampe, ich helfe Ihnen” – und er leuchtete mit einer starken Lampe. Damit war die Dunkeladaption erstmal futsch und die Zwerggalaxie unbeobachtbar.
Benutzt Du einen Laptop oder ein Tablet als Sternkarte?
Bei visueller Beobachtung definitiv nicht. Die Anpassung meiner Augen an die Dunkelheit – und damit ihre Leistungsfähigkeit – würde viel zu stark leiden. Das Artikelfoto zeigt eine Sternkarte wie ich sie am Teleskop benutze. Die rote Lampe ist dann allerdings noch schwächer eingestellt.
Verlegst Du nicht dauernd Dinge im Dunkeln?
Erstaunlicher Weise habe ich noch nichts verloren. Noch nicht einmal einen Bleistift, obwohl mir schon mehr als einer im Dunkeln zu Boden gefallen ist. Aber nach der Beobachtung kann man ja den Beobachtungsort nochmal mit einer kräftigen Taschenlampe absuchen. Während der Beobachtung lege ich alle Dinge an festgelegte Plätze. Die schwache Umgebungshelligkeit zusammen mit einer dimmbaren roten Taschenlampe reichen dann für mich aus, mich zwischen meinen Gerätschaften zu bewegen, zu zeichnen sowie Okulare und Filter zu wechseln.
Wie zeichnest Du und liest Du Karten im Dunkeln?
Mit Papier, Bleistift und einer dimmbaren roten Taschenlampe. Am Teleskop selbst entsteht nur eine Skizze, die auch Anmerkungen enthält, beispielsweise Sternhelligkeiten, Größenmaßstäbe, auffällige geometrische Beziehungen. Für letztere zeichne ich bspw. Linien zwischen den Sternen ein.
Hast Du Angst vorm Dunkeln?
Hatte ich lange Jahre, ja. Das hat sich durch die Astronomie massiv gebessert. Allerdings fühle ich mich draußen im Feld noch immer etwas unwohl – vor allem, wenn es im Feld nebenan raschelt. Dagegen hilft aber ein MP3-Player mit guter Musik.