Neue Saiten aufgezogen!

Das alte Sprichtwort sagt, man müsse hin und wieder mal neue Saiten aufziehen. Als Gitarrenspieler kann ich den Sinn dieses Unterfangens nur bestätigen. Aktuellster Fall des Neubesaitens ergab sich bei einer neuen Gitarre:

Neue Gitarre, komplett

(großes Bild)

Der kundige Betrachter sieht sofort: eine Les Paul … … ist das nicht wirklich, aber es kommt ihr von der Form her sehr nahe. Bei der gezeigten Gitarre handelt es sich um einen Bausatz, der seit einiger Zeit bei mir unterm Bett liegend auf seine Fertigstellung wartete.

Der Bausatz stammt von “Gitarre bestellen“, einem kleinen Shop, hinter dem ein gelernter Gitarrenbauer steckt. Seinerzeit hatte das Transportunternehmen für eine leichte Delle in der Decke des Korpus gesorgt (nein, es war weder UPS noch DHL). Der Shopinhaber war aber innerhalb von Minuten mit gutem Rat zur Stelle, was auch sofort zum “Ausbügeln” der leichten Delle führte. Großes Lob an dieser Stelle!

Der Bausatz kommt als Pappkiste mit:

  • unlackiertem Korpus
  • unlackiertem Hals
  • Sack mit “Hardware”, also Brücke, Tonabnehmer, Elektronik und dergleichen
  • die Elektronik ist vorverdrahtet, es sind nur noch wenige Kontakte herzustellen.

Vor einigen Tagen ergab sich (endlich) die Gelegenheit, die Lackierarbeiten vorzunehmen. Zwei Herausforderungen wollte ich mich stellen:

  1. Den Korpus zweifarbig zu lackieren
  2. Eine transparente Lackschicht zu erzeugen

Beides für einen Laien wie mich nicht eben einfach.

Als Farbe verwendete ich Lack der Firma Stewart-MacDonald aus den USA. Die Farbe ist super: riecht praktisch gar nicht, fließt gut aus dem Pinsel und trocknet vernünftig schnell.

Die Haken:

  • es war etwas zu warm, so dass die Farbe beim Streichen einen Tacken zu schnell hart wurde
  • die Pinsel waren aus dem Baumarkt und trotz für dortige Verhältnisse gehobenerem Preis eher unter Schrott einzuordnen
  • am zweiten Tag Streichen der Deckschichten verließ mich der Mut und ich folgte nicht der Anweisung, den Anstrich vom Vortag zu überschleifen.

Der Zusammenbau nach dem Streichen ging zügig, die Hardware funktioniert dem Preis entsprechend. Der Klang ist für mich absolut in Ordnung: langes Sustain, man kann den Ton sogar wiederholen, Feedback wenn man’s haben will, bei cleanen Sounds eine schön perkussive Note.

Hier zwei Nahaufnahmen:

Vorderseite

(großes Bild)

Rückseite

(großes Bild)

So glänzend sah die Oberfläche nach dem ersten Schleifen nicht mehr aus. Sie war stumpf und matt und ich hatte meinen Schreck zu verarbeiten. Aber zwei Dinge aus dem oben gescholtenen Baumarkt retteten die Angelegenheit:

  • Schleifschwämme für Musikinstrumente mit 360er und 1500er Korn
  • Autopolitur

Mit viel Schleifen und Wienern ergibt sich eine harte und glänzende Oberfläche – wie bei einem gekauften Instrument.

Mein Fazit: sehr viel Spaß und Klang für’s Geld !

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4 Antworten zu Neue Saiten aufgezogen!

  1. Frank sagt:

    Beim Schleifen dachte ich mir so – ist das gemeint mit “I have an axe to grind” ?

  2. Frank sagt:

    Ein weiterer Punkt ist zu beachten: der Sattel. Ist die Saitenlage durch den Sattel zu hoch, ist die Intonation in den unteren Lagen ebenfalls schlecht. Daher muss man hier noch Hand anlegen, bspw. durch Ausschmirgeln der vorgefertigten Saienkerben. Geht problemlos 🙂

  3. Frank sagt:

    Neben dem Sattel ist der Halsstab einzustellen, damit der Hals die richtige Krümmung aufweist. Ohne Halsstab und dessen Spannung biegt sich der Hals aufgrund des Saitenzuges zu stark durch.
    Mit optimiertem Sattel und passender Halseinstellung geht es dann an die Einstellung der Brücke. Aufgrund der Biegung des Saiten über den Saitenreitern ergibt sich ein nicht-idealer Verlauf der Saite. Das Ende kann nicht ideal schwingen, was durch eine Verschiebung des Saitenauflagepunktes kompensiert wird.
    Meine Empfehlung: die Büchern Dan Erlewines “Guitar Players Repair Guide” und Martin Kochs “Building electrical guitars” sind eine großartige Hilfe.

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