Mark Knopflers letzte Tour machte am 7. Juni in der Frankfurter Festhalle Station und ich war dabei, siehe Konzertbericht Knopfler. In diesem Bericht respektierte ich den Wunsch des Meisters, die Titelliste nicht zu veröffentlichen. Die Tour ist vorbei, daher kann ich dies nun nachholen – und möchte die Gelegenheit zu einigen Kommentaren nutzen.
Zunächst möchte ich ein Lob loswerden. Zwar ist der Download eines Konzerts mit 14,95 Euro sicher nicht billig. Das liegt aber in der Größenordnung der Parkgebühren in Frankfurt, wenn man beim Parken nicht aufpasst.
Allerdings finde ich diese Art der Behandlung von Fans um Längen besser als den groben Unfung, einzelne Zusatzlieder eines Studioalbums nur in MP3 und dann auch noch beschränkt auf einzelne Länder der Erde zu verkaufen.
Meine Bitte daher an die Plattenfirma: sucht euren Gewinn nicht in solchen Studio-MP3s sondern in dieser Art Liveaufnahmen.
Soweit dazu.
Hier zunächst mal die versprochene Setlist Frankfurt 7. Juni 2010
1. Border Reiver
2. What it is
3. Sailing to Philadelphia
4. Coyote
5. Praire Wedding
6. Hill Farmer’s Blues
7. Romeo and Juliet
8. Sultans of Swing
9. Done with Bonaparte
10. Marbletown
11. Get Lucky
12. Speedway at Nazareth
13. Telegraph Road
14. Brothers in Arms
15. So Far Away
16. Piper To The End
Es fällt auf, dass nur noch 5 Songs aus Dire Straits Tagen gespielt wurden. Das verwundert kein bisschen, da ja nun auch einige Studioalben mit einer Vielzahl von Songs danach entstanden sind. Die Zahl der Knopflerfans in Konzerten ist mittlerweile mindestens so groß wie die der Dire-Straits-Fans.
Außerordentlich gut kommt das Album “Sailing to Philadelphia” weg, von dem ja immerhin vier Songs stammen. Dem folgen “Ragpicker’s Dream” und “Get Lucky” mit drei Songs.
Die zwei ersten Songs sind perfekt geeignet, den Abend zu eröffnen, denn beide sind schwungvoll. Der dritte Song passt dann als erste ruhigere Nummer sehr gut, denn es entsteht eine sehr intensive Stimmung. Coyote war ein echter Höhepunkt aus meiner Sicht.
Der Hill Farmer’s Blues gewann erheblich, denn er hat nun das, was Fans auf dem Studioalbum vermissten: ein längeres Gitarrensolo auf dem Höhepunkt des Liedes.
Am stärksten weicht Marbletown von der Studioversion ab. Statt 3 Minuten nur mit Gitarre und Gesang zeichnet sich die Liveversion durch 10 Minuten bei voller Besetzung aus.
Besetzung ist überhaupt ein gutes Stichwort: Manch einer mag die Songliste langweilig finden. Er sollte dabei nicht unterschätzen, dass Knopfler immer wieder Gastmusiker für die Tour einlädt – im vorliegenden Fall waren Tim O’Brien (violin, mandolin, etc) und Mike McGoldrick (flute, uilleann pipes, etc) dabei. Diese helfen, viele der Songs in ein neues Gewand zu kleiden!
Beispiel gefällig? “Speedway at Nazareth”. Man meint fast, da stünde Ian Anderson als Gast auf der Bühne. Auch Telegraph Road habe ich so noch nicht gehört. Eine, tja, folkrockige Version. Die Band morpht von “Chieftains” zu “Dire Straits” und ich finde das nach den vielen Malen, die ich das Lied nun live gehört habe, wirklich erfrischend.
Schon beim Abhören des Studioalbums dachte ich mir bei “Piper to the end”: der perfekte Song um ein Konzert zu beenden. Und damit hatte ich recht. Besser geht es nicht, hier hat “Local Hero” endlich einen würdigen Nachfolger gefunden.
In den letzten Tagen hatte ich Gelegenheit, den Konzertmitschnitt im Auto anzuhören, SD-Karten und Festplatten in selbigem machen es leicht. Der Straßenverkehr in meiner Stadt erlaubt es, sich auf einzelne Dinge zu konzentrieren. Dabei fielen versteckte Feinheiten auf, die im Konzert selbt nicht so stark herauskamen. Insbesondere meine ich damit zahlreiche Gelegenheiten, in denen kleine Melodien von einzelnen Musikern quasi in die Runde geworfen und von anderen Bandmitgliedern aufgegriffen wurden. Das dürfte ein Punkt sein, der Mark Knopfler so viel Spaß macht und für das erstklassige Bandgefüge und die Meisterschaft der Musiker spricht.
Da ich viele Lieder schon mehrmals gehört habe und als Gitarrist eben auch ein Ohr dafür habe, fällt mir auf, dass Knopfler viele neue Melodien und Soli in die Songs eingebaut hat.
Es gibt nur leichte Abzüge.
Für meinen Geschmack spielt der Bassist Glenn Worf in manchen Liedern zu viele Noten. Nehmen wir als Beispiel Sultans of Swing. Während hier John Illsley in den Dire Straits im wesentlichen auf den Punkt spielt, d.h. auf die Zählzeit mit einigen Füllnoten aber auch PAUSEN dazwischen, ist das Basspiel für meinen Geschmack in diesem Lied zu verspielt. Das nimmt dem Lied etwas den Antrieb. Wie gesagt, das ist Geschmacksache. Sultans war dieses Mal trotzdem wirklich gut in Form! In anderen Liedern, gerade aus der Solozeit, stört mich das nicht weiter, denn diese kennt man nicht anders und sind auch nicht für eine Rockband angelegt.
Fazit:
Livemitschnitte sind definitiv (nur) etwas für Fans.
Soviel muss einem klar sein. Davon abgesehen ist das Konzert ein absolutes Muss für Knopflerfans. Dire-
Straits-Fans, die die keltischen Ausflüge Knopflers während der 80ziger schätzen, kommen aber auch auf ihre Kosten!
Wenn ich den Namen Dire Straits schon erwähne, kann ich auch gleich noch auf folgende Webseiten hinweisen:
Jack Sonni, Gitarrist der 1985er Tour.
Alan Clark, der Keyboarder hinter Alben wie Love over Gold, Local Hero und Brothers in Arms, um mal nur einige zu nennen.
Hi Frank,
Ich glaube, Dire Straits waren knapp vor meiner Zeit, aber “We are the Sultans” (oder so ähhnlich) ist selbst mir ein Begriff.
Konzertmitschnitte haben was besonderes, da gebe ich dir vollkommen recht, denke besonders, wenn man mit dabei war. Hatte mal ne VHS mit Shania Twain live in weiß nicht mehr. War der Hammer. Leider war ich nicht dabei. Habe aber nächstes Jahr was in Wien geplant (zweite Reihe und wird ne DVD draus gemacht). Bin gespannt…
So, jetzt gehts erstmal nach Texas… 🙂
Viele Grüße,
Christian
Shania Twain … wenn Du mal auf ihrem großen Wurf guckst (“Come on over”), findest Du unter den Musikern einige, die auch bei Knopfler in den 90zigern auf den Studioalben zu finden waren. Zur Zeit ist seine Band wieder etwas europäischer, was ja auch vom Stil her zu hören ist.
Bin mal gespannt, was bei Dir über Texas zu lesen sein wird 🙂
Hi Frank,
ja, Texas musste ich verschieben. Hatte die (im Nachhinein unbegründete) Befürchtung, daß ich keinen Versicherungsschutz für mein Fahrzeug in Texas habe, da es nicht explizit auf dem papier stand. In Texas sind die Cops ziemlich rigoros, da wollte ich kein Risiko eingehen. Bin aus Versehen (die Interstate nach Carlsbad, NM, führt einige Meilen durch texanisches Gebiet). In allen Staaten bisher standen meist Schilder ála “Don´t drink and drive” oder “Please don´t drink and drive”. In Texas heißt das so: “Drink, drive, go to jail”. 🙂
Naja, ist ja auch richtig so. Ich denke, je nach Wetter, werde ich es nächstes Wochenende oder beim nächsten Vollmond machen.
Viele Grüße,
Christian
Boah, Texas ist ja eine heiße Gegend … möchte nicht wissen, wie die dann auf der Starparty mit jemandem umgehen, der aus Versehen Weißlicht aufblitzen lässt: “night, flashlight, six feet under” oder so 🙂
Viele Grüße,
Frank