… ist ein Superlativum, welches nur bedingt geeignet ist, das laufende TV-Programm zu beschreiben. Aber auf die neueste Generation von Weitfeldokularen passt es aus meiner Sicht perfekt!
Als ich in den Neunzigern meinen ersten Okularsatz zusammenstellte, waren Okulare mit mehr als 65° Gesichtsfeld richtig gut. Damals erlebten gerade die Dobsons ihren Durchbruch. Da solche Teleskope nur per Hand nachgeführt werden, ist jedes Grad Gesichtsfeld eine wirkliche Erleichterung, da weniger Hand ans Rohr gelegt werden muss [soso, Anm.d.Red].
Das größte Feld erzielten damals die Nagler-Okulare, die nach ihrem Optikrechner, Al Nagler, benannt sind. Und genau aus dieser Richtung kommt die letzte Innovation: eine komplette Okularserie mit unglaublichen 100° Gesichtsfeld und korrigiert für “schnelle” Optiken, d.h. solche mit niedriger Blendenzahl wie z.B. 4.
In den letzten Tagen hatte ich die Gelegenheit, zwei Brennweiten der TeleVue Ethos Okulare am Fernrohr (TV 85 Refraktor, 16″ f/5 Dobson) und Himmel zu benutzen. Boah. Was ein Suchtfaktor! Das Einblickverhalten ist unglaublich angenehm, was auch an dem angenehmen Pupillenabstand von 15mm liegt. Im ersten Reflex wandert das Auge umher, um die Begrenzung des Gesichtsfeldes zu entdecken. Aber darum geht es bei den Okularen nicht. Diese Begrenzung liegt soweit draußen, dass sie beim normalen Beobachten keine Rolle spielt. Und das vermittelt tatsächlich das “Spacewalk”-Gefühl, von dem der Hersteller schwärmt.
Was ist anzumerken? Schärfe und Farbreinheit sind im Rahmen des Machbaren perfekt. Es gibt eine leichte Verzeichnung, die am Taghimmel bei geeigneten Testobjekten wahrnehmbar ist. Bei Deep-Sky-Beobachtungen spielt sie überhaupt keine Rolle.
Zu solchen Themen wie “Verarbeitung”, “Vergütung”, “Reflexe” und “Lieferumfang” muss man bei TeleVue keine Worte verlieren. Absolut perfekt.
Mein Fazit: antesten, sich begeistern lassen – und den derzeitigen Eurokurs nutzen!
PS: Es gibt m.E. nur eine einzige Steigerung: die Beobachtungskuppel Cupola der ISS 🙂
Hallo Frank,
gestern war ich bei Starizona. Dean (der Chef) sagte mir, dass Nagler demnächst ein kurzbrennweitiges Okular mit 110° herausbringen wird. Bin gespannt, wie weit er es noch treibt.
Letztes Semester habe ich übrigens sein 100°-Okular Ethos “geredesignt” (was für ein blödes Wort). Ohne den optischen Aufbau zu kennen, bin ich zumindest in die Nähe von Nagler gekommen, was die Abbildungsleistung angeht. Nachteil bei mir: 1,6 kg Gewicht…
Hier siehst du übrigens den Aufbau (den ich seinerzeit noch nicht kannte, deswegen habe ich auch die Linsen anders angeordnet): http://www.svenwienstein.de/HTML/14mm_explore_scientific_-_13mm.html
Viele Grüße,
Christian
P.S.: Habe jetzt einen 16″ Lichtbrücke und ein paar Weitwinkelokulare mit um die 80°. Und was ist? Natürlich Wolken…
Moin Christian,
von dem 110° Okular habe ich auch schon gehört. Dürfte bei den Finanzmarktzockereien (geht für sowas bitte in eine Spielhalle …) aber dann unerschwinglich sein. Brennweite soll wohl so um die 4mm liegen, da bräuchte ich auch noch was, öhem. Aber eigentlich würden mir 100° reichen.
Über Optikrechnung würde ich mich gerne mal mit Dir genauer unterhalten. Würde mich interessieren, wie man das designt bzw. rechnet.
Die Innereien waren neulich im int…st…um zu sehen 🙂
Viel Spaß mit den neuen Astrogerätschaften. Den perfekten Himmel hast Du ja – im Prinzip 🙂
Tschüss
Frank
PS: offensichtlich ist die Beziehung “neues Equipment = Wolken” ein Naturgesetz und überall gültig.
Hallo Frank,
ein Jahr später:
Ich nehme an, Deine Begeisterung für die Ethos-Okulare hat nicht nachgelassen, oder?
Könntest Du das 8mm Ethos auch für einen 8Zöller-Newtonn f/5 empfehlen? Das tut jedenfalls der Autor des interstellarum-Sonderheftes 2/2009 (“Suchtgefahr”).
Ich habe bisher fast nur Astrofotografie gemacht, doch am letzten Wochenende hatte ich mal eine “private Star-Party” im Garten und dabei entdeckte ich den Reiz des Beobachtens und dann fiel mir ein, dass es so ein sündhaft teures Ethos gibt…
Viele Grüße,
Josef
Hallo Josef,
Du liegst richtig: die Begeisterung ist eher gestiegen als gesunken. Bei sehr schwierigen Objekten, beispielsweise schwachen Galaxien, zeigen die Ethos nochmal mehr als meine bisherigen Okulare. An einem 8″ f/5 sollten die Okulare einwandfrei funktionieren und sehr viel Spaß bringen.
Ich setze die Okulare regelmäßig an alle Teleskopen ein, d.h. zwischen 3,5″ und 16″ Öffnung und Öffnungsverhältnissen von f/5 bis f/10.
Tschüss
Frank
Hallo Frank,
klingt traumhaft.
Welche Brennweite ist optimal?
Falls die Antwort zu kompliziert ausfiele (“kommt darauf an…” usw.):
Welches Ethos nutzt Du am häufigsten?
Gruß,
Josef
Hallo Josef,
letzlich benutze 8er und 13er am meisten; am C8 bekommt das 13er aufgrund des f/10 etwas mehr Beobachtungszeit ab.
Tschüss
Frank