Das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg war kürzlich bereits Gegenstands eines Gedichts. Wie bereits im letzten Jahr ergab sich auch diesmal u.a. aufgrund beruflicher und musikalischer Gründe nur die Möglichkeit, einen kurzen Abstecher dorthin zu machen. Bekanntlich liegt in der Kürze die Würze und so waren es wieder fantastische Stunden auf Mitteleuropas größter Starparty.
Für die Jahreszeit zu kalt, viel zu bedeckt und bis auf seltenen Nieselregen trocken. So lässt sich das Wetter in wenigen Worten zusammenfassen. Das klingt ärgerlicher als es ist: zwar bedeutet es, dass nicht geguckt werden kann (Anm.: die Nächte auf Samstag und Sonntag werden sicherlich einie Beobachtungen zulassen). Doch das Sternegucken ist nur ein Teil des Sinnes eines Teleskoptreffen. Es geht eben auch sehr stark darum, miteinander zu reden, alte Bekannte zu treffen, neue Bekanntschaften zu schließen – und Erfahrungen auszutauschen. Und genau das funktioniert auch bei bewölktem Himmel wunderbar. Das Schlimmste ist aus meiner Sicht Dauerregen, und den gab es ja nun immerhin nicht.
Hier übrigens ein Großdobson mit gebührend großer Leiter. Diese Größenordnung meinte ich in meinem Gedicht:
Ein echter Höhepunkt aus meiner Sicht war der
Vortag von Stefan Schuchhardt
über seine Reise nach Namibia. Stefan war dort drei Wochen unterwegs, wobei nur ein Teil der Zeit astronomisch genutzt wurde. Er war auf den Astrofarmen Hakos und Kiripotib und berichtete von Runawaystars, dem Veränderlichen Stern “SX Phönix” mit 84 Minuten Periode bei einem Helligkeitshub von 0,5 mag. Der Versuch, die Siebte Komponente im Trapez (Objekt im Orionnebel) zu beobachteten scheiterte leider, dafür gelang die Sichtung von Sirius B, dem schwachen Begleiter von Sirius. Nach diesem Ausschnitt aus den Beobachtungsaktivitäten gab es dann einen Ausflug in die Landeskunde, darunter die 2,5-stündige Besteigung des kleinen Gamsberges und die 1,5-stündige Besteigung einer 200m-Düne. Auf einer einsamen Schotterpiste gelang Stefan die Sichtung eines Sekretärs.
Der Vortrag endete nach einer äußerst kurzweiligen Stunde mit der Sichtung eines Geparden am Flughafen von Windhuk.
Zwischendurch ging es zum Stärken in das wiederöffnete Restaurant Seeblick am “Elvis-Platz”. Kein geringerer als Elvis Presley soll hier gewesen sein:
… nun, immerhin. In Wetzlar muss ja Goethe für sowas herhalten … ich schweife ab. Das Essen war richtig gut, von indisch über gutbürgerlich bis italienisch ist alles in guter Qualität zu angemessenem Preis zu bekommen. Der Andrang war allerdings riesig.
Das ITV ist eine perfekte Gelegenheit zum Geldausgeben oder zum Vorbereiten desselben, ich weiß, wovon ich rede, ähem. Einige Händler sind vertreten und so ergibt sich die Gelegenheit, Astroausrüstung direkt in die Hand und den Augenschein zu nehmen, wovon in der Regel reichlich Gebrauch gemacht wird.
Selbst zur Abendessenzeit war einiges los.
Unabhängig von den Händlern gibt es eine Reihe privater Angebote und Schnäppchen, die an einem “schwarzen Brett” veröffentlich werden. Samstagnachmittags lockt dann ab 14h zudem der Astroflohmarkt.
Organisatorisch hatte das Team von Intercon Spacetec zusammen mit dem Campingplatz Gedern wieder alles optimal im Griff. Da gibt es angesichts der Größe der Veranstaltung nix zu kritisieren. Und groß war es auch trotz der schlechten Wettervorhersagen. Auch diesmal wieder waren Hobbyastronomen aus allen Teilen der Republik zu finden, ob Norden, Ruhrgebiet, Süden, oder Osten: alle waren da. Diese Art Zusammentreffen macht den besonderen Wert des ITVs aus.
Das nächste ITV findet Anfang Juni 2011 statt.
Ich freue mich schon 🙂
Ich selbst habe keine Namibia-Erfahrung, so dass ich mir die Farm “Kiripotib” nicht merken konnte. Allerdings ließ sie sich mit den Worten “astro kiki namibia” im Nullkommnix ergoogeln 🙂
Hi Frank,
sieht ja so aus, als ob es wieder ins Wasser gefallen ist.
Offensichtlich herrscht weltweit das gleiche Phänomen: Gestern war Neumond und siehe da: WOLKEN! (in Arizona)
Heute Abend gibt es eine Starparty. Die Amerikaner sind etwas einfallsreicher in der Namensgebung, und so heißt das Grillen mit anschließender Starparty nicht einfach “Grillen mit anschließender Starparty”, sondern Star-B-Cue.
Bin gespannt, ob heute das Wetter mitspielt.
Viele Grüße,
Christian
Moin Christian!
Naja, ins Wasser gefallen insofern nicht als die Wolken relativ wenig abregnen (Stichwort: Aufklaren). Aber leider sind sie nicht durchsichtig …
Heute nachmittag bohrte sich die Sonne kurz durch’s Gewölk. Vermutlich haben dann soviele Sonnenbeobachter auf einmal draufgehalten, dass sie erschreckt ist und sich gleich wieder in hinter Wolken zurückgezogen hat. Vielleicht hast Du die dt. Wetterseuche nach Arizona eingeschleppt? Wollen es mal nicht hoffen! Der gelassene Umgang mit Grillen erinnert mich an die Schweizer, die dann auch mal zwischendrin ein Fondue zubereiten 🙂
Viel Spaß bei Starparty und Star-B-Cue!
Viele Grüße,
Frank