Veränderliche Sterne tauchen auf Asterythms nur selten auf, bspw. in einem Artikel aus 2009. Dabei sind diese Sterne interessant, da ihre Helligkeit zum Teil sehr stark, zum Teil sehr schnell schwankt. Vor einiger Zeit ist mir ein Veränderlicher Stern fotografisch ins Netz gegangen. Nebenstehende Aufnahme zeigt einen knallroten Stern unterhalb der Bildmitte. Wollen wir doch mal schauen, was hinter dem Kollegen steckt.
Die Aufnahme entstand am 04.04.2015 etwa zu Ostervollmond. In die Kamera hatte ich einen UHC-Clip-Filter von Astronomik eingesetzt. Dieser lässt nur wenige Linien des Spektrums durch, so dass für Objekte wie beispielsweise Emissionsnebel die Aufhellung des Himmels durch den Mond weniger störend ist.
Der rote Stern nahe der Bildmitte heißt ZZ Gem und gilt als Mira-Veränderlicher. In Richtung 2 Uhr von ZZ Gem steht ein “normaler” Stern, der m.E. eine ähnliche Helligkeit besitzt. Beim Vergleich solcher Helligkeiten auf Fotos ist allerdings Vorsicht geboten, da viele Faktoren (bspw. die spektrale Abhängigkeit der Empfindlichkeit des Kamerasensors und der Einsatz des Filters) das Bild beeinflussen. Jedenfalls ist der Stern unter der Bezeichnung SAO 78305 in Katalogen geführt und mit einer visuellen Helligkeit von etwa 10mag angegeben.
Im Internet fand ich eine wissenschaftliche Veröffentlichung, die eine Lichtkurve und zwei Spektren enthielt. In “Contrib. Astron. Obs. Skalnaté Pleso 35, 83-106 (2005) wurde ein “Atlas of Ha emission lines and V light curves of 30 carbon Miras” veröffentlicht, der ZZ Gem enthält. Die Daten sind von 2005, also einigermaßen neu.
Nach dieser Veröffentlichung benötig ZZ Gem 316 Tage, um eine Zyklus der Helligkeitsschwankung zu durchlaufen. Die minimale visuelle Helligkeit beträgt dabei 11,3mag, die Amplitude 2,1mag, d.h. der Stern wird maximal 9,2mag hell. Damit ist der Stern ein schönes Objekt für Teleskope ab 10cm Öffnung.
Was sagt uns die Farbe?
Die Veröffentlichung gibt als Spektralklasse C5.3e an. Damit gehört ZZ Gem zu den Kohlenstoffsternen, die sich durch eine rote Färbung auszeichnen. Kurz gesagt entsteht bei Kohlenstoffsternen die Rotfärbung, da Moleküle mit Kohlenstoff in der äußeren Sternhülle vorliegen und dort die blauen und gelben Anteile des Lichts absorbieren, also herausfiltern. Dieser Stern spricht sehr gut auf den UHC-Filter an, was nicht nur an der roten Grundfarbe liegt. Die Spektren zeigen eine deutliche Emission in H-Alpha, also Spektrallinie, mit der ich meine Sonnenbeobachtungen durchführe. Auch der verwendete UHC-Filter lässt diese Farbe gut durch, so dass der der Stern von dem Einsatz des UHC-Filters profitiert.Die Periode von 316 Tagen macht eine Dokumentation der Helligkeitsschwankung zu einer langwierigen Sache.
Ich denke, ich sollte den folgenden Weg beschreiten: einen Stern mit hoher Amplitude und überschaubarer Periodendauer suchen und diesen dokumentieren. In all den Jahren der Astronomie habe ich das bisher noch nicht gemacht …