In diesem Beitrag möchte ich eine Sternengruppe vorstellen, einen Asterismus, der für Astrofotografen und visuelle Beobachter gleichermaßen interessant ist: der Winddrachen, oder englisch: the kite.
Asterismen sind mehr oder weniger dichte Ansammlungen von Sternen, die im Gegensatz zu einem offenen Sternhaufen nur zufällig für den irdischen Betrachter eine Sternengruppe bilden. Solchen Sternengruppen bin ich über die Jahre immer wieder begegnet.
Bisher geschah es beim visuellen Beobachten. Der Hintergrund ist schnell erklärt: beim visuellen Beobachten suche ich mir zunächst einen hellen Stern, der mit freiem Auge oder im Sucher problemlos zu sehen ist. Von diesem “hangele” ich mich mit Hilfe einer Sternkarte dann zu meinem eigentlichen Zielobjekt, beispielsweise einer Galaxie oder einem planetarischen Nebel.
Ab und an geschieht es, dass ich dabei einer Sternengruppe begegne, die mir ins Auge springt und mich an etwas erinnert. Diese Objekte habe ich hier gelistet.
Doch manchmal kommt es eben anders.
Vor einiger Zeit fotografierte ich Messier 11 mit meinen TV85. Während der Bildbearbeitung sprang mir ganz in der Nähe von Messier 11 eine Sternengruppe ins Auge, die mich spontan an einen Winddrachen erinnerte, wie ich ihn selbst als Kind gebastelt und in die Luft gehängt habe. Das Foto oben zeigt diese Sternengruppe. Bevor ich diese Gruppe aber zu einem meiner Leiter-Objekten machen würde, fragte ich mich, ob die Gruppe denn auch im Teleskop ein hübscher Anblick wäre.
Über meinen Umzug aus Mittelhessen ins Hamburger Umland und vielen anderen Dingen geriet dieses Objekt in den Hintergrund, beinahe in Vergessenheit.
Vor kurzem kontaktierte mich Rene Merting im Rahmen seines Projekts “Beobachter-Atlas für Kurzentschlossene? (BAfK)” – und da nahm die Sache wieder Fahrt auf!
Rene beobachtete das Objekt spontan mit 8″ und 12,5″ und befand es würdig für meinen Katalog. Christian Weis, mein treuer Freund im Allgäu, schaute mit 10″ und 18″, siehe Beobachtungsbericht. Und endlich kam ich selbst dazu, mit 8″ f/6 bei 92x und 150x einen visuellen Blick auf das Objekt zu werfen.
Schon bei 92x sah ich einen verdächtigen Glanz, der schön isoliert stand. Das könnte sogar ein kleiner offener Sternhaufen sein. Nun steht das Objekt mitten in der Milchstraße, da wimmelt es nur so von Sternen – in praktisch jeder Optik. Umso schöner, dass eine enge Gruppe recht frei steht. Bei 150x kamen dann die Sterne des Kastens des Drachens einzeln heraus und der Schwanz, mit dem solche Drachen ja stabilisiert werden, trat als nebliger Strich in Erscheinung. Zeitweilig blinkten im indirekten Sehen in diesem Strich einzelne Punkte auf.
Messier 11 stand zu diesem Zeitpunkt, wir sprechen von Anfang November, schon deutlich jenseits der Kulmination. Das sind keine günstigen Bedingungen. Umso schöner, dass schon mit 8″ unter diesen Bedingungen ein interessantes Objekt zu sehen ist. Klarer Fall daher für mich, dieses Objekt in meinen Katalog mit aufzunehmen.
Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an Christian und Rene. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit euch über das Objekt (und mehr) zu sprechen – und es ist super, dass ihr euch spontan Zeit zum Beobachten genommen habt.
Die Objektdaten von Leiter 15 im Überblick:
Position: 18h 51m 47s Dec -05d 43m 43s
Größe: 2.5′
Hellster Stern: GSC 5126 4091, 11.6 mag
Servus Frank,
danke für deine Anregung, dieses interessante Objekt zu beobachten. Ich freue mich schon auf Leiter 16! Nächstes Jahr werde ich Leiter 15 mit 10″ bei besseren Bedingung auf die Netzhaut nehmen.
Viele Grüße,
Christian