Sternbedeckung durch Kleinplaneten (599) Luisa (Teil 1)

Da hat man das astronomische Jahr fast schon abgehakt und dann kommt doch noch ein Höhepunkt, quasi in letzter Minute. Die Rede ist jetzt nicht von der noch kommenden Mondfinsternis (31.12.), sondern von den Ereignissen der frühen Morgenstunden des 29.12.2009.

Die Wolken hängen tief an diesem Montag, den 28.12.2009. Bei normalem Wetter sehe ich tief in den Westerwald, beinahe die Sternwarte von Josef Müller. Heute nicht. Selbst das nahe Lahntal ist kaum zu sehen. Und die sagen, es soll in der kommenden Nacht aufklaren? Mutig! Immerhin, sat24.com gibt den Wetterfröschen recht. Erst gegen 22h gibt die Wolkendecke den Blick auf den Himmel frei, die Wolkenlücken sind nennenswert groß.

Zeitsprung.

Es ist 4:10 MEZ am 29.12.2009. Noch bevor mich der Wecker aus dem Schlaf reißen kann, wache ich von selbst auf. Damit liege ich sehr gut in der Zeit für die mögliche Bedeckung des Sterns HIP 26592 durch den Kleinplaneten (599) Luisa. Der Zielstern hat 6,6mag, was für mich der bisher hellste Zielstern für ein solches Ereignis ist. Daher rechne ich auch nicht mit langer Rumsucherei. Stativ und Montierung stehen bereits draußen, doch das C8 hatte ich nicht so lange unbeaufsichtigt im Freien liegen lassen wollen.

Bereits um 4:35 bin ich beobachtungsfertig und peile den Stern mit dem Sucher an – und sehe ihn darin recht sicher. Das hatte ich zwar vermutet, trotzdem wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und hatte von vorneherein mit dem C8 geplant. Dieses gibt mir bei leichter Bewölkung mehr Reserve. Die ist insofern nötig als der Himmel mit dichten Zirren bedeckt ist. Der Mond steht der horizontnah und ist deutlich gedimmt.

Nun gilt es zu warten, denn erst ab 4:57 wird es richtig kritisch. Also übe ich mich in Geduld und prüfe den weiteren Aufbau. Neben dem C8 benutze ich heute einen DCF77-Zeitzeichengeber und zwei Tonaufzeichnungssysteme: einen MP3-Player und ein Kassettendeck. Letzteres befindet sich bis kurz vor dem kritischen Zeitraum noch in meiner Jacke, nahe am Körper, denn wir haben deutlich Frost.

Ab 4:58 steigt die Spannung. Der Stern steht immer noch hell im Gesichtsfeld des 14mm Okulars. Sowas von sicher und stetig, so sollte es sein. Eigentlich habe ich gar nicht so viel zu erwarten: das letzte Update der Prognosen hat den Pfad nach Südwesten verschoben, von mir weg. Aber was soll’s, ich habe Urlaub, also mache ich eben mit.

Dann um 4:59:56.05 passiert es: der Stern verschwindet ganz kurz, für (in dem Augenblick) geschätzte zwei Sekunden. Boah. Es hat gepasst! Meine 5te erfolgreiche Sternbedeckung durch einen Kleinplaneten.

Nun gilt es drei Sachen zu tun:

  • ein paar Minuten warten, ob noch ein Mondereignis auftritt
  • die Reaktionszeit möglichst schnell einzugrenzen
  • zu schauen, ob die Aufzeichnungsgeräte funktioniert haben.

Um 5:02 beende ich die Beobachtung, bin sowieso etwas euphorisch. Also geht es an die Reaktionszeit, die ich mit Hilfe der Stoppuhr in meinem Handy bestimmt. Der Wert von 0,45 Sekunden ist zwar nicht bärig schnell, aber was soll’s. Es ist mitten in der Nacht, da reagiert man auch schon mal langsamer. Und der letzte Punkt: beide Aufzeichnungsgeräte haben funktioniert.

Daher baue ich ab, lege mich ins Bett. Im weiteren Verlauf des Tages muss ich dann die Tonaufzeichnungen genau auswerten. Außerdem wird es spannend zu schauen, wer ebenfalls erfolgreiche Zeiten bestimmen konnte. Zu all dem mehr im nächsten Teil!

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6 Antworten zu Sternbedeckung durch Kleinplaneten (599) Luisa (Teil 1)

  1. Stefan sagt:

    Moin Frank,

    tirili, Du alter Jägersmann!

    Bin gespannt auf die Auswertung. Vielleicht hast Du ja die nördlichste positive Beobachtung.

    Auf diesem Wege schonmal alles Gute fürs nächste Jahr Dir und Deiner Perlenfee.

    Stefan

  2. Frank sagt:

    Hallo Stefan,

    die Auswertungen der anderen Beobachter trudeln leider nur langsam ein. Bisher sieht es aber sehr gut aus, soviel kann ich schon verraten 🙂

    Vielen Dank für die guten Wünsche. Wir wünschen Dir ebenfalls alles Gute für das nächste Jahr!

    Frank

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