Sternbedeckung durch Kleinplaneten (599) Luisa (Teil 2)

Im ersten Teil hatte ich von der erfolgreichen Beobachtung einer Sternbedeckung durch den Kleinplaneten (599) Luisa berichtet. Doch die Beobachtung ist nur ein Teil des Spaßes! Nun steht die Aufbereitung der Messergebnisse an. Wenn dies gelingt, sind die Daten weiterzugeben – und dann ist noch zu schauen, ob andere Beobachter auch Erfolg hatten.
Die eigene Auswertung

Fangen wir mit der Auswertung der eigenen Beobachtung an. Im ersten Teil hatte ich großzügig von einem Kassettendeck gesprochen. Tatsächlich handelt es sich um ein Diktiergerät mit Normalkassetten, immerhin mit variabler Bandgeschwindigkeit und einigen anderen Feinheiten. Für die Auswertung benutze ich jedoch ein HiFi-Kassettendeck mit nochmals besserem Bandlauf. Das Signal wird digitalisiert und liegt dann als WAV-Datei vor. Das sieht dann so aus:
WAV-Signal der kritischen Sekunden
(größeres Bild)

Zunächst fallen die gleichmäßig verteilten Rechtecke auf. Bei diesen handelt es sich um die Pulse des DCF77-Zeitzeichengebers. Ebenfalls auffällig ist, dass links neben dem grünen senkrechten Marker ein Puls fehlt. Dies ist die Minutenmarkierung: im DCF-Signal fehlt die 59ste Sekunde.

Zwei unregelmäßig geformte Signale mit einer höheren Amplitude als die Zeitzeichen springen ins Auge. Das Linke von beiden ist das Kommando “weg”, das Rechte von beiden der Ruf “da”. Die Länge der Kommandos liegt im Bereich der 0,1-Sekunden der Pulse.

Es ist nun ein leichtes, die Zeiten der Kommandos auszumessen und in absolute Zeiten umzuwandeln. Allerdings gilt es noch zu beachten, dass diese Zeiten nicht die realen Zeitpunkte des Ereignisses sind, sondern um die Reaktionszeit verschoben sind. Diese hatte ich zu 0,45 Sekunden bestimmt. Das ist zwar nicht übermäßig schnell, was jedoch durchaus der Uhrzeit geschuldet sein kann. Weiterhin sollte geprüft werden, wie stark die Zeitskala durch unterschiedliche Bandgeschwindigkeiten (durch Temperatur- und Gerätewechsel) gestaucht oder gestreckt wurde.

Mein Ergebnis ist:
03:59:56.05 (“Weg”)
03:59:57.52 (“Da”)
(jeweils die Reaktionszeit abgezogen).

Zusammen mit den meinen geographischen Koordinaten und Informationen rund um die Beobachtung gebe ich diese Daten unverzüglich an die IOTA weiter. Sie werden auf der Website Euraster gesammelt.

Andere Beobachter und Auswertung

Es wurde relativ schnell klar, dass wenigstens sieben Zeiten vorliegen würden. Ein achter Beobachter hat ebenfalls einen Erfolg gemeldet, bisher jedoch noch keine Zeiten eingereicht.

Eric Frappa hat die Daten ausgewertet und folgende vorläufige Grafik erstellt:

Ergebnis

(größeres Bild, Originalquelle ; alternativer Link)

Es fällt auf, dass die visuellen Beobachtungen sehr gut mit den Videobeobachtungen zusammenpassen. Das Ergebnis von 74,7 km mal 71,1 km Querschnitt des Kleinplaneten passt ebenfalls wunderbar. Im unteren Bereich liegen einige Beobachter dicht beisammen. Das verwundert nicht, denn hier lag die Zentrallinie der Vorhersage, die naturgemäß von vielen mobilen Beobachtern angesteuert wurde. Die Linie des Beobachters 5 ist noch in Klärung, hier wurde mit Videoausrüstung durch eine ungünstige Wolkendecke hindurch gearbeitet, was die Auswertung aufgrund langer Belichtungszeiten erschwert.

Es freut mich natürlich ungemein, dass ich mit der Nummer 1 ziemlich genau den Rand erwischt habe 🙂

Schön wäre es, wenn der ein oder andere Leser durch Lesen dieses Berichts Appetit auf diese Art Beobachtungen bekommen hätte. Selbst mit mäßigem Geräteaufwand lassen sich hier gute Ergebnisse erzielen – und das Beobachternetz ist in Europa noch immer dünn.

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