Die Milchstraße durchzieht das Sternbild des Schwans seiner Länge nach. Im Sommer und Frühherbst ist dies ein prägender Anblick des Sternhimmels in den Abendstunden. Während das Sternbild selbst auch aus mittelgroßen Ortschaften zu sehen ist, ist für die Sichtbarkeit der Milchstraße ein dunklerer Standort notwendig. Die 17.000-Einwohnerstadt etwa 30km östlich von Hamburg reicht beispielsweise locker aus, auch die Randlagen von Wetzlar (etwa 50.000 Einwohner) waren dunkel genug. Es lohnt sich immer, einen genaueren Blick durch ein Teleskop oder mit einer Kamera auf die Milchstraße zu werfen, denn in ihr stehen zahllose Objekte des tiefen Himmels („Deep Sky“), insbesondere Doppelsterne, Planetarische Nebel und Offene Sternhaufen. Im Bild rechts ist ein etwa 53’x66‘ großer Teil der Milchstraße zu sehen, Norden ist oben.
In der Bildmitte stehen die Sterne dicht zusammen und scheinen in einen rötlichen Nebel eingebettet zu sein. Dabei handelt es sich um die LBN 206, einer galaktischen Nebelregion. Diese Region ist interessanter als sie hier aussieht, dazu später mehr.
IC 4996 …
Links unterhalb der Nebelregion steht eine dichte Ansammlung recht heller, weitgehend weiß erscheinender Sterne. Dabei handelt es sich um den offenen Sternhaufen IC4996, der etwa ein Fünftel des Vollmonddurchmessers durchmisst. Seine Gesamthelligkeit beträgt nach Katalog etwa 7,3mag, die hellsten Einzelsterne kommen fast an 8mag heran. Stünde der Sternhaufen einsamer, wäre er nach diesen Daten durchaus ein Fernglasobjekt.
… und mehr.
Die Region LBN 206 ging vor wenigen Jahren durch die Presse, da dort ein neuer planetarischer Nebel entdeckt wurde, der den Namen „Seifenblasennebel“ trägt. Dieser ist auf meiner Aufnahme nicht zu sehen, die Region ist jedoch abgelichtet. Ich habe ihn auf diesem Bild eingezeichnet. Im Internet gibt es wunderschöne Bilder, bspw. ein Bild auf der NASA-Website, das „Astronomy Picture of the day“ vom 13.11.2008 und ein Bild des Entdeckers.
Diese Entdeckung war mir im Grunde bekannt. Allerdings hatte ich sie vergessen, bis ich den heutigen Beitrag schrieb. Also gab ich LBN 206 ein … und stolperte über den Seifenblasennebel. Und damit ging das Grübeln erst richtig los. Obwohl meine Aufnahme mit 17x300s bei 1600 ASA entstand, erwartete ich nicht, den Nebel zu sehen. Aber ich wollte ja wenigstens sehen, wo er denn stehen müsste! Es dauerte eine Weile bis ich erkannte, dass die Aufnahmen im Internet Norden links hatten – während Norden bei meinen Aufnahmen oben ist, es sei denn, ich schreibe etwas anderes. Solch eine unterschiedliche Orientierung ist bei einem Sterngewusel und unklaren Größenverhältnissen eine Herausforderung. Es half enorm, in Guide die POSS-Bilder des Himmelsausschnitts hinter die Sternkarte zu legen und die Nebelstruktur auf den POSS-Bildern mit den Bildern des Seifenblasennebels zu vergleichen.
Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich eine Neubearbeitung meiner Aufnahmen durchführen. Vielleicht lässt sich die Seife ja doch noch herauskitzeln …