Als ich heute so um 18:00 mit dem Auto zwischen Büro und Einkaufen fuhr, waren es bereits -7,5 Grad Celsius. Man achte auf das Vorzeichen. Zwar habe ich mit Klaus schon Nächte bei diesen Temperaturen durchbeobachtet. Damals lockte jedoch in den Morgenstunden Hale-Bopp. Aber heute reichen leichte Zirren als Ausrede, doch lieber virtuell und im Warmen den Tiefen Himmel zu genießen. Daher beschäftige ich mal mit NGC 891, zu sehen im Bild neben an.
Wie immer entstand die Aufnahme mit dem TV85, meinem fotografischen Arbeitspferd, und der 1100 Da. Nur 26 Aufnahmen von 180s bei 1600 ASA wurden übereinander gerechnet. Norden ist übrigens rechts.
Das hübsche Objekt links der Bildmitte besitzt den Katalognamen NGC 891 und ist im Sternbild Andromeda bei Rektaszension 02h 22m 33.0s und Deklination +42d 20m 48s zu finden. Mit einer Helligkeit von 10.9mag hätte sie auch als Messierobjekt durchgehen können und weiß ab 8“ visuell einiges zu bieten. Solch eine Galaxie wird in der Regel „Edge-On“ genannt. Ein dunkler Streifen zieht sich in der Länge über das Objekt. Dabei handelt es sich um einen Effekt, der entsteht, weil wir genau auf die Kante der Galaxienscheibe gucken – eben „edge on“. Mit 2.8‘ x 13.1‘ Größe ist sie recht stattlich, denn wir reden beinahe vom halben Vollmonddurchmesser. Allerdings wird diese Größe visuell wohl nur in größten Teleskopen erreicht. Selbst auf dieser Aufnahme liegt die längste Ausdehnung eher bei 10.5‘.
Es lohnt sich, das Vollbild in Ruhe zu betrachten und das dunkle Staubband zu verfolgen. Zum einen besitzt es dünne und dicke Stellen, zum anderen verzweigt es am linken Ende. Im Bild ober- und unterhalb des Staubbandes sind zudem noch Aufhellungen in der Galaxie zu sehen. Wir visuellen Beobachter nennen das gerne mal „Knoten“.
Dem geübten Beobachter empfehle ich noch einen Blick in die rechte untere Bildecke: dort stehen weitere Galaxien. Links oberhalb des hellen Sternes am Bildrand steht eine kleine runde Scheibe, die sich kaum gegen den Himmel absetzt. Dies ist eine kleine Zwerggalaxie namens UGC 1807, die immerhin 2,5‘ x 2,5‘ groß ist, aber nur auf eine integrierte Helligkeit von 16mag kommt. Das ist wenig und Bedarf guten Himmel sowie ordentlicher Teleskopöffnung. Die beiden anderen hellen Galaxien in der rechten unteren Bildecke werden als PGC 8948 und PGC 8955 bezeichnet. Sie sollten mit 14“ visuell auf jeden Fall drin sein, vielleicht auch schon mit kleinerer Öffnung.
Übrigens sind auf der Aufnahme noch viele weitere Galaxien zu finden. Wer will, kann ja mal in der NASA Extragalactical Database NED suchen. Wenigstens eine habe ich gefunden, die weder PGC noch UGC noch sonst eine „bekannte“ Katalognummer hat.