Am Morgen des 15. Juli trafen sich Mond und Jupiter im Goldenen Tor der Ekliptik. Schon dies wäre ein beachtliches Ereignis gewesen, zumal Venus ebenfalls nicht weit entfernt in hellem Glanz erstrahlte. Doch es kam noch besser: der Mond bedeckte Jupiter! Im Bild rechts ist Jupiter als kleiner Punkt etwa in Bildmitte neben der Mondsichel zu sehen. Und wie ging es weiter?
Zum Glück fand dieses Ereignis an einem Sonntagmorgen statt, denn es brachte frühes Aufstehen mit sich: um 3h20 (alle Zeiten: MESZ) stand ich auf und guckte aus dem Fenster. Zu meinem Bedauern waren keine Polarlichter zu sehen. Dafür war es weitgehend wolkenlos und die Dämmerung färbte den horizontnahen Himmel.
Die Spannung steigt
Etwa um 3h30 entstand das obige Bild mit einem 200mm-Teleobjektiv an einer Canon 1100Da. Im Vorfeld eines solchen Ereignisses stellt sich die Frage: wie soll das Ereignis beobachtet werden? Rein visuell? Fotografisch? Wenn letzteres: mit welchen Mitteln? Meine Entscheidung fiel auf die visuelle Beobachtung, denn dies sollte meine erste Jupiterbedeckung werden. In einer Simulation mit Guide hatte ich die Zeitenspannen zwischen erstem und zweitem bzw. drittem und viertem Kontakt auf knapp 2,5 Minuten geschätzt. Das klingt nach viel mehr als es ist. Will sagen: entweder man guckt visuell oder fotografiert. Beides in aller möglichen Tiefe gleichzeitig zu machen, ist eine große Herausforderung, die schnell auch mal zu groß sein kann.
In Okularprojektion mit einem 15mm Vixen LV ergab sich der nebenstehende Anblick, wenige Minuten vor dem sogenannten ersten Kontakt, bei dem sich Jupiterscheibchen und Mondrand zum ersten Mal berühren. Im Teleskop (TV85 mit 4,7er und 6er Ethos) überraschte mich, wie hell Jupiter und Mondoberfläche im Vergleich miteinander waren. Von Saturnbedeckungen bin ich deutlich höhere Kontraste gewohnt. Der steht halt viel weiter von der Sonne weg als Jupiter. Hübsch waren die Wolkenbänder auf der Oberfläche Jupiters.
Nach dem ersten Kontakt
Der Helligkeitsunterschied ist in dem nebenstehenden Bild, welches kurz nach dem ersten Kontakt bei 600mm mit der 1100 entstand, sehr gut zu erkennen. Zügig (2,5 Minuten eilen eben!) verschwand das Jupiterscheibchen und es begann die Wartezeit auf den dritten Kontakt. Die Zeitangabe für den ersten Kontakt war laut Guide etwa 3h50, was gut zu passen scheint.
Der dritte Kontakt
Der dritte Kontakt wurde von zwei galileiischen Monden angekündigt: zunächst erschien Europa und wenig später Io. Der Mondrand war gegen den zunehmend hellen Himmel und aufgrund des Erdlichts deutlich gegen den Himmelshintergrund zu erkennen. Was mir leider entging war, ob die Mond „aufgedimmt“ wurden – also nicht schlagartig erschienen sind sondern nach und nach heller wurden. Na, das nächste Mal vielleicht 🙂
Der Anblick der vom dunklen Mondrand teilverdeckten Jupiterscheibe mit ihren Wolkenbändern war spektakulär – gerade zu Beginn (also kurz nach dem dritten Kontakt), wo nur ein kleiner Bruchteil der Scheibe zu sehen war.
Schnell wechselte ich von visuell auf Foto und konnte die teilverdeckte Jupiterscheibe im Bild dokumentieren.
Auch jetzt verging die Zeit wieder extrem beschleunigt, denn schon bald war die komplette Jupiterscheibe vom Mond freigegeben (laut Guide: 4h16m50s für 3ten und 4h19m20s für 4ten Kontakt). Und das keinen Moment zu früh! Wie im letzten Bild zu sehen ist, zogen Wolken auf, die die Beobachtung massiv beeinträchtigt hätten, wären sie nur wenige Minuten früher angekommen. Im Bild ist übrigens unterhalb der Bildmitte Venus zu sehen, auf die ich dann auch noch kurz das Teleskop schwenkte.
Mein Fazit
Es ist wunderbar, dass das Wetter mitgespielt hat. Solch ein Glück ist keinesfalls selbstverständlich! Das war nun das zweite Mal nach dem Venustransit, dass es passte. Das Jupiterereignis war ein wirklich spektakuläres Erlebnis. Wenn ich jedoch ganz ehrlich bin, sind Saturnbedeckungen durch den Mond noch etwas spektakulärer.
Hallo Frank
Kann mich noch gut an einen Saturntransit von vor vielen Jahren erinnern. Damals habe ich noch in Werdorf gewohnt und aus dem Bürofenster geschaut. Da war ein sehr heller Punkt neben dem Mond. Habe mir damals nix bei gedacht und nichts aufgestellt. Am nächsten Tag habe ich dann von der tollen Saturnbedeckung gehört… *grmpf*
Diesmal habe ich es wieder veschlafen, wusste nichts von der Bedeckung. Glücklicherweise war aber der Himmel hier sowieso dicht (bin direkt froh, daß wir auf dem Berg wohnen, demnächst ist das Tal bestimmt überflutet…)
Viele Grüße,
Christian
P.S.: Pencilstakkert??? Muahahaha! Die Software probier ich dann bei meiner nächsten Strichspurzeichnung 😉
Moin Christian
tja, Bedeckungen. Der Murks ist ja auch immer, dass da alles zu einem vorbestimmten Zeitpunkt genau passen muss. Das macht sie so anstrengend 🙂
Klingt ja nach einer Menge Regen bei Dir. Das hatte ich in den letzten Tagen allerdings schon aus dem Süden gehört. Ich hoffe, dass die 30 Höhenmeter gegenüber der Elbe ausreichend sind …
Ja, Pencilstakkert wird Dir helfen – dann huscht Dir vielleicht nicht wieder ein Satellit durchs Bild. Unvergessen! Vor allem, dass ich Leute kennengelernt habe, die diesen Gag ernst genommen hatten.
Der Gag “Pencialstakkert” stammt übrigens von der GvA Mailingliste.
Beste Grüße
Frank
Astroblog Bad Lippspringe war 400 km unterwegs – auf der Suche nach Polarlichtern und der Jupiterbedeckung. Eine kleine Geschichte.