Kürzlich hatte ich mir Gedanken zum Schreiben in Genres gemacht und dazu das Genre Krimi beleuchtet. Für einen Weltraumbegeisterten wie mich liegt natürlich ein anderes Genre näher: Science Fiction. Hierzu hatte ich einen Artikel angekündigt. Mit diesem ringe ich seit Wochen und bin zum Ergebnis gekommen, eine kleine Serie daraus zu machen. Zunächst betrachte ich in einem ersten Artikel einen Teilaspekt: die Bedeutung von “Science” in diesem Genre – und was das für meine Schreibaktivitäten derzeit heißt.
Am Thema “Science” in Science Fiction (SF) scheiden sich die Geister und erhitzen sich die Gemüter.
Ein Ansatzpunkt für einen Science Fiction kann ein aktuelles (natur-)wissenschaftliches Thema sein, das der Autor aufgreift und mit Fantasie weiterentwickelt. Die Richtung der Weiterentwicklung kann nahe an der realen Entwicklung liegen, muss sie aber nicht.
Beispiele:
- In den 1940er schrieb Hans Dominik “Atomgewicht 500”. Zu dieser Zeit war die Nuklearforschung ein heißes Thema, wobei noch sehr viele Grundlagen unbekannt waren.
- In den 1960ern kam die Mondlandung in greifbare Nähe, die Raumfahrt entwickelte sich rasant. Zu dieser Zeit entstand (unter anderem) Perry Rhodan. In dieser bis heute wöchentlich erscheinenden Serie trafen unsere ersten Raumfahrer auf Außerirdische mit überlegener Technik.
- Sarah Pinskers Buch “A song for a new day” griff in 2019 die Idee auf, welche Auswirkungen ein tödliches und kaum behandelbares Virus haben kann – hier ist solch ein Virus der eine Ansatzpunkt in Wissenschaft, der andere ist “augmented reality” oder “virtual reality”.
Manches liegt näher an Technik als an Grundlagenforschung, doch das ist nicht so entscheidend.
Viele Geschichten, die dem Genre SF zugeordnet werden, verzichten vollständig auf einen wissenschaftlichen Anker. Das reicht vom Wüstenplanet, Aliens, Star Trek bis Star Wars.
Es hat sich daher das Subgenre “Hard SF” ausgebildet, in welchem Autoren versuchen, so dicht wie möglich an den derzeitigen Möglichkeiten zu bleiben. Also: keine überlichtschnelle Raumfahrt, kein Teleportieren durch Geisteskräfte, usw. Als ein Beispiel dieses Subgenres fällt mir Brandon Q. Morris mit seinen Geschichten um den Saturnmond Enceladus ein.
Doch die Grenzen sind fließend, wie Alastair Reynolds in seinem “Revelation Space” zeigt. Die Raumfahrt ist dort durchaus im Rahmen dessen, was wir uns heute vorstellen können. Die körperlichen Veränderungen am Menschen hingegen scheinen mir das Pendant zum Überlichtantrieb zu sein – eben aus heutiger Sicht.
Auch heute gibt es noch immer viele Phänomene aus der Wissenschaft, die Grundlage für eine Geschichte sein können: Schwarze Löcher, weiße Löcher, Gravitation u. dgl. mehr
Das sind spannende Themen, um Geschichten darum zu entwickeln. Das Problem: bei dunkler Materie und anderen kosmischen Phänomenen ändert sich der Kenntnisstand der Forschung von Jahr zu Jahr. Eine “exakt” geschriebene Geschichte kann schon wenige Jahre später peinlich wirken, weil sie einen überholten Stand der Forschung heranzieht.
Die Bedeutung für mein Schreiben
Es gibt eine Idee von mir, die ich noch im Bereich Hard SF ansiedeln würde. Doch sie hat derzeit keine hohe Priorität. Dazu muss ich erst für mich klären, ob ich eine humorvolle oder eine ernste Geschichte schreiben möchte. Klar ist: je konkreter der “wissenschaftliche Anker” sein soll, desto gründlicher muss recherchiert werden. Selbst dann besteht noch immer die Gefahr, dass die Geschichte heute super wirkt, in zehn Jahren jedoch so peinlich wie die Lochstreifen der Computer im frühen Perry Rhodan.
Mir schwebt daher eine Geschichtensammlung vor, die Dinge postuliert, die es nach den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht geben kann. Das ist dann “Fiction”. Der “Science”-Anteil wird in der inneren Logik zu finden sein: eine in sich logische Welt zu schaffen ähnelt einem wissenschaftlichen Experiment. Schon jetzt ist klar, dass die Helden dieser Serie viele Orte aufsuchen müssen – und an diesen können dann wieder kosmische Phänomene eine Rolle spielen.
Es folgt: die Natur einer Fantasiewelt