Wie funkelnde Diamanten auf schwarzem Samt sehen die Sterne der Plejaden aus als ich sie mit meinem 11cm-Newton-Teleskop betrachte. Ich kann meinen Blick kaum von ihnen lösen. Das war irgendwann in den 1980er Jahren. Der Mond mit seinen vielen Kratern, einige kleine sehen aus wie Löcher in der Mondscheibe. Ich brauche nur noch einen Faden hindurch zu ziehen, dann kann ich die Scheibe aufhängen. Das war vor wenigen Jahren bei einer visuellen Beobachtung mit dem 85mm Refraktor. Bei allen technischen Möglichkeiten, visuelle Astronomie ist für mich etwas besonderes.
Ich könnte noch einige weitere Beobachtungen aufzählen: NeoWise im Fernglas, die Einschlagmale von Shoemaker-Levy in der Atmosphäre von Jupiter, die Kometen Hale-Bopp und Hyakutake, NGC 999, das Verschwinden eines Sternes bei einer Bedeckung durch einen Kleinplaneten …
In der Öffentlichkeitsarbeit erlebe ich immer wieder wie begeistert Menschen vom Blick durch das Okular sind. Ein faszinierendes Beispiel war der nachtblinde Gast, der ans Teleskop geführt werden musste – und dann hoch erfreut den Mond betrachtet hat. Hier konnte er endlich mal ein Nachthimmelobjekt sehen!
Doch visuelle Beobachtung hat ein Problem: es gibt kaum vorzeigbare Ergebnisse. Es entstehen keine Fotos, die im Internet geteilt, an die Wand gehängt oder in Zeitschriften und Büchern abgedruckt werden können.
Eine Ausnahme bildet natürlich die astronomische Zeichnung. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt eine sehr beeindruckende Zeichnung: die Saturnbedeckung durch den Mond. Das Bild durften wir als Macher der Zeitschrift Magellan als Titelbild der Ausgabe 1/02 verwenden.
Doch solche Zeichnungen sind selten.
Bleibt natürlich die Möglichkeit, das Gesehene mit Worten zu beschreiben. In der Literatur wird hierbei eine sehr nüchterne Sprache benutzt. Das ergibt Sinn, um anderen Beobachtern in der Vor- oder Nachbereitung der eigenen Beobachtung zu helfen.
Allerdings schaffen diese Beschreibungen keine Begeisterung. Welche Wirkung das Gesehene auf den Beobachter hat, kommt vollständig unter die Räder. Den Reiz visueller Beobachtung transportieren sie nicht. Ob ein Stil wie in meinem Blog-Artikel vom 31.07.2008 helfen würde?
Nur selten gibt es Berichte wie in Magellan, in der die Erlebnisse einer Beobachtergruppe beschrieben wurden. Gruppenmitglied Ansgar suchte lange das Objekt M57. Und er suchte lange vergeblich, bis er, gegen Ende des Abends doch noch fündig wurde: “Der glücklichste Mensch an diesem Abend war jedoch Ansgar, wortlos über beide Augen strahlend.” (Zitat: “Wenn die Dammer Sternfreunde beobachten …” in Magellan Ausgabe 1, Jahrgang 2).
Letztlich spielt sich visuelle Beobachtung stark im Verborgenen ab.
Es gibt unzählige Webseiten, Blogs, Facebook-Gruppen u.ä., in denen Astrofotos gezeigt werden. Visuelle Berichte gibt es auch, insbesondere in Foren. Doch sie sind seltener.
Vielleicht sind visuelle Beobachter einfach stille Genießer?
Sie setzen sich an ihre Teleskope, egal ob kleiner Dobson, großer Dobson, Refraktor oder Fernglas und finden Erbauung im Betrachten von Mond, Planeten, Sonne, Gasnebeln und fernen Galaxien.
Das ist in Ordnung.
Bleibt die Frage, wie sich visuelle Beobachter vernetzen können. Zeitschriften, Foren, Vereine und Starpartys sind Möglichkeiten. Mir scheint der Grad der Vernetzung in der visuellen Szene in den letzten Jahren zu sinken. In den 1990ern traten die Visuellen mehr in Erscheinung. Allerdings war das auch die Zeit, in der Teleskope mit Spiegeln jenseits der 11cm für die breite Masse erschwinglich wurden. Es war ein Aufbruch, der von dem Internationalen Teleskoptreffen Vogelsberg, den Zeitschriften wie interstellarum und später Magellan und dem Internet getragen wurde. Wahrscheinlich ist das von mir wahrgenommene Abflauen der Präsenz völlig normal.
Wichtig ist, dass visuelle Beobachtung noch immer für den Einzelnen und in der Öffentlichkeitsarbeit funktioniert – und das tut sie unabhängig davon, wie sehr sie in Erscheinung tritt.
In diesem Sinne: Genießt das extraterrestrische Licht.