Völlig überraschend hatte eine Wetterwebsite einen sonnigen Tag vorhergesagt. In den Tagen zuvor hatte ich aufgrund der jeweiligen Prognosen mit einem Glücksspiel gerechnet. Gerade im November ist bei tiefstehender Sonne, Temperatur um den Gefrierpunkt und feuchter Luft mit jeder Art von Nebel zu rechnen. Ich hatte recht – und Glück.
Nicht erst seit der 1999er Sonnenfinsternis in Süddeutschland ist bekannt, dass das Wetter einen Strich durch die astronomische Rechnung machen kann – und dies auch regelmäßig tut. Aber ich sage ja immer: “Astronomie ist, wenn man trotzdem schaut.”
Der 11.11.2019 begann mit klarem Himmel am Zenit, leichten Zirren und Nebelbänken am Horizont. Diese schoben sich auch bald vor die Sonne. Doch um 13:00 riss diese Schicht tatsächlich auf und wurde zumindest löchrig. Darüber waren die Zirren wieder zu sehen.
Also baute ich folgende Ausrüstung auf:
- 1x 500mm Teleobjektiv mit Sonnenfilter,
- 1x 1000mm Teleobjektiv mit Sonnenfilter,
- 1x PST auf StarAdventurer.
Zunächst schaute ich visuell. Die Luft war extrem unruhig, ein lebhafter und böiger Wind tat sein Unwesen. Andererseits riss er den Nebel auseinander und vergrößerte die Lücken.
Um 13h36m15s konnte ich dann visuell die schwarze Beule von Merkur am Sonnenrand sicher erkennen. Die schwarze Planetenscheibe befand sich zwischen erstem und zweitem Kontakt.
In der Folge war die Sonne während 25 Minuten immer wieder durch mehr oder weniger dichten Nebel zu sehen. Immerhin konnte ich einige Videosequenzen mit der TIS-Kamera am PST aufnehmen. An die Beobachtung von Protuberanzen war jedoch wahrlich nicht zu denken, dazu war die Bedeckung viel zu dicht.
Die Fotomontage zeigt im Hintergrund die Sonne um 13:51, aufgenommen mit dem 500er Objektiv. Die Nebelschleier sind auf der ganzen Wolkenscheibe zu erkennen. Nahe dem linken Rand befindet sich Merkur, er ist rot umkreist. Die beiden eingesetzten Fotos entstanden zu den angegebenen Zeitpunkten am PST. Obwohl die Aufnahmezeiten nur vier Minuten auseinander liegen, hat sich Merkur offensichtlich bewegt.
Gegen 14:00 war der Himmel dann wieder komplett verschlossen und um 14:25 beendete ich die Beobachtung.
Um 14:19 schwebte noch ein Graureiher in etwa 25 Metern Entfernung an mir vorbei.
Bei gutem Wetter bieten ein solches Ereignis noch einige interessante Details, wie ich aus der Beobachtung 2003 und den Venustransits aus eigener Erfahrung weiß. Doch ich bin zufrieden, Merkur zwischen erstem und zweitem Kontakt und einige Male danach gesehen zu haben. Gerade im November lohnt es sich nicht, seine Erwartungen an ein astronomisches Ereignis zu hoch zu hängen.