Im Physik Journal 12/2018 sah ich ein faszinierendes Bild: eine Aufnahme eines Sternes, der von einer Scheibe umgeben ist. Mehr noch: in der hellen Scheibe waren Ringe zu erkennen, die den Stern umgaben. Dies sei HL Tauri. Der Name bedeutet: es handelt es sich um ein als Veränderlichen Stern klassifiziertes Objekt im Sternbild Stier. Ein guter Grund für mich, mal die eigenen Fotos zu sichten – ich wurde fündig, wie das Bild dieses Artikels zeigt.
Das Objekt HL Tauri wurde vom ALMA, dem “Atacama Large Millimeter/submillimeter Array”, sehr genau untersucht. Es handelt sich bei diesem Teleskop um ein Radioteleskop in den nordchilenischen Anden. Eine schlüssige Erklärung der Beobachtung des ALMA ist: HL Tauri ist ein sehr junger Stern und nur etwa einhunderttausend Jahre alt. Er ist von einer protoplanetaren Scheibe umgeben und die dunklen Ringe sind Leerräume innerhalb der Scheibe. Solche Leerräume können von gerade entstehende Planeten erzeugt werden.
Der Stern HL Tauri steht recht dicht beim Sternhaufen der Hyaden. Daher fand ich sogar zwei Aufnahmen, die diese Region zeigen. Beide entstanden bei 105mm Brennweite, was an sich viel zu kurz ist, um viel zu erreichen.
Trotzdem finde ich das Ergebnis spannend.
Die Bildmontage zeigt:
- links oben eine Aufnahme vom 14.01.2018
- rechts oben eine Aufnahme vom 12.02.2016
- Mitte unten einen Ausschnitt aus dem Sternkartenprogramm Guide von ProjectPluto mit hinterlegtem POSS-Himmelsfoto
Rot ist jeweils das Zielobjekt eingekreist, grün ein Vergleichsstern, blau eine Nebelregion.
In der Aufnahme vom 12.02.2016 sind im roten Kreis zwei waagrecht nebeneinander stehende Sterne zu erkennen. Der links ist der Stern XZ Tauri, der rechte HL Tauri. Beide Sterne sind etwa so hell wie der Stern im grünen Kreis.
In der Aufnahme vom 14.01.2018 ist im roten Kreis im Grunde nur ein Stern zu sehen. Dieser ist deutlich heller als der Stern im grünen Kreis. XZ Tauri kann bis zu 10ter Größe hell werden. Aus der Aufnahme lässt sich durch Vergleich mit einem anderen Stern eine sehr grobe Schätzung von 12ter Größe ableiten. In der Aufnahme vom 12.02.2016 führt diese Methode zu einer Helligkeitsschätzung von 13,4mag, also deutlich schwächer.
Überrascht war ich, auf der Aufnahme vom 14.01.2018 noch die blau markierte interstellare Wolke zu sehen (S 239). Beinahe hätte ich sie für einen Bildbearbeitungsfehler gehalten, sie ist jedoch real.