Am 9. Mai zog der innerste Planet des Sonnensystems, Merkur, für Beobachter auf der Erde vor der Sonnenscheibe entlang. Das Ereignis begann in der Mittagszeit (etwa 13h) und dauerte bis in den mittleren Abend hinein (20h40). Einige Eindrücke von der Beobachtung dieses Ereignisses möchte ich hier präsentieren.
Vor erstaunlich vielen Jahren gab es schon einmal einen solchen Merkurtransit, damals in den Morgenstunden. Es war 2003. Damals habe ich das Ereignis fotografisch dokumentiert und zwischendurch eine öffentliche Beobachtung an den physikalischen Instituten der Uni Gießen durchgeführt.
Dieses Mal hatte ich mir nicht viel vorgenommen und machte nur etwas früher auf der Arbeit Schluss, so dass ich den ersten Kontakt nicht beobachtete. Ich wollte jedoch unbedingt Merkur im PST, dem H-Alpha-Teleskop vor der Sonne sehen, denn das war mir 2003 noch nicht möglich.
Und es war ein wunderbares Erlebnis.
Eine Herausforderung für die Fotografie war der böige und sehr kräftige Wind. Außerdem zogen immer wieder kleine Quellwolken vor der Sonne entlang. Trotz des Windes brauchten selbst kleine Wolken erstaunlich lange.
Aber mehr gibt es nicht zu meckern: das Ereignis ließ sich völlig entspannt beobachten und genießen. Das ist in meiner nun doch schon langen Beobachterkarriere bei solchen Ereignissen selten der Fall.
Das Titelbild entstand um 16:21, als Merkur schon weit zur Mitte der Sonnenscheibe vorgedrungen war. Das Bild ist gegenüber meinen üblichen Sonnenphotos und den weiteren dieses Artikels um 90° gedreht. Grund ist folgender: Merkur ist die dunkle runde Scheibe rechts oben. Links unten ist eine Sonnenfleckengruppe zu sehen. Oberhalb der Fleckengruppe steht noch ein Filament. Das war in visueller Beobachtung ebenfalls ein wunderbarer Anblick. Leider zog Merkur nicht noch dichter an dieser Fleckengruppe vorbei. Aber lieb von ihm, dass er wenigstens so dicht daran kam, dass es auf den Chip meiner Kamera passte!
Die Beobachtung in H-Alpha zeigt selbst dann eine reichhaltig strukturierte Sonnenoberfläche, wenn gar keine Flecken vorhanden sind. Dabei kann es sich wahrscheinlich um Strukturen in der Chromosphäre, bspw. Granulation.
In der folgenden Montage habe ich zwei Bilder so übereinandergelegt, dass die Oberflächenstrukturen zur Deckung kamen. Damit lässt sich die Bewegung von Merkur schön zeigen zwischen den Aufnahmezeitpunkten 1: 16:34 MESZ und 2: 16:39 MESZ:
Protuberanzen waren am Sonnenrand zu sehen. Das folgende Bild zeigt Merkur und eine Protuberanz. Auch diesen Anblick wollte ich unbedingt mal mit eigenem Auge genießen und ich bin dankbar, dass dies gelungen ist.
Bei mir endete der Merkurtransit als die Sonnenscheibe hinter Laubbäume zog, die hier den Horizont bilden. Die Zweige wedelten sehr schnell hin und her, die beiden Bilden sind Einzelbilder aus zwei Videos:
Hallo Frank,
beeindruckende Fotos und schöner Bericht!
Ich bilde mir ein, es den Fotos anzusehen, dass der Fotograf ruhig und entspannt war.
Wir in Gießen hatten wieder eine öffentliche Beobachtung auf dem Kirchenplatz:
http://www.josef-graef.de/venusdurchgang/mdu2016.html
Klaus hatte auch ein Coronado im Einsatz, aber keiner von uns hatte daran gedacht,
eine Digicam ans Okular zu halten. Wir waren sehr zufrieden,
aber vielleicht nicht ganz so entspannt,
denn das Publikum forderte Anleitungen, Erklärungen, Antworten.
Viele Grüße aus Gießen
Josef
Moin Josef!
Freut mich, dass ihr eine erfolgreiche Beobachtung und öffentliche Aktion hattet!
Erinnert mich ein wenig an den Venustransit auf dem Kirchenplatz vor … langer Zeit 🙂
Tschüss
Frank