Gedanken zur Siebenschläferregel

Während Südeuropa kochte, war das Wetter in Norddeutschland im Juli zwar halbwegs warm aber wolkig und nass (höre ich da „Wacken?“ Naja. Schlamm drüber). Daraus habe ich folgende Regel abgeleitet: „Wenn an Siebenschläfer Wolken Dich peinigen, kannst Du sieben Wochen Optik reinigen.“ Die sieben Wochen gehen langsam zu Ende. Doch gibt es einen realen Hintergrund für eine solche Regel?

Der Juni 2023 war sehr heiß. Das ließ Befürchtungen aufkommen, der Sommer würde (zu) heiß und (zu) trocken verlaufen. Doch dann kam es im Juli ganz anders: Hier im Norden bei Hamburg war es gefühlt oft wolkig mit reichlich Niederschlägen und Temperaturen um die 20°C.

Dieses Gefühl lässt sich auch untersuchen: Für die Wetterstation Grambek (etwa 15km nordöstlich von meinem Wohnort) wird auf wetteronline.de eine Tageshöchsttemperatur von 30°C +/- 3°C im Juni und bis 12. Juli ausgegeben, wobei um den Monatswechsel Juni/Juli einige Tage kühl waren mit eher 22°C. Seit dem 20. Juni werden Tagesniederschläge von weniger als 10 mm angezeigt, ein Tag lag bei 26 mm.

Die Daten bestätigen: Es ist nasser und kühler geworden.

Google nennt für Mölln (Grambek liegt etwa 4 km südlich von Mölln) eine langjährig ermittelte mittlere Tageshöchsttemperatur von 23°C im Juli bei 75 mm Niederschlag. Durch die warmen Tage zu Monatsbeginn wird diese mittlere Temperatur in diesem Juli etwa erreicht – und obwohl sich der Monat nass anfühlt, liegt die Niederschlagsmenge im normalen Bereich.

Nun zum Siebenschläfer.

Es gibt zahlreiche Regeln im Volksmund, die eine stabile, siebenwöchige Witterungslage vorhersagen, die vom Wetter am Tag der Siebenschläfer, dem 27. Juni, geprägt sein werde. Meist ist von schlechtem Wetter die Rede.

Tatsächlich sind in der Meteorologie so genannte Singularitäten bekannt: Zu bestimmten Zeitpunkten im Jahreslauf stellen sich regelmäßig (nicht immer, aber oft) Witterungsverläufe ein, die in der Regel nicht zum grundsätzlich jahreszeitlich üblichen Wetter passen. Ein Beispiel ist das Weihnachtstauwetter. Während Werbung und Kunst uns weiße Weihnachten als Idylle vorschwärmen, ist Tauwetter in diesen Tagen die Regel, nicht die Ausnahme.

Die Daten der Meteorologen zeigen eine statistische Häufung einer Wetteränderung zu Beginn des Juli, die dann auch für einige Wochen Bestand hat. Wichtiger Faktor ist der Jetstream, der eine als wellenförmiges Band um die Nordhalbkugel unserer Erde verlaufende atmosphärische Strömung ist. Je nachdem wo die Berge und Täler dieser Strömung liegen, werden Tiefdruckgebiete nacheinander über Deutschland hinweg oder an Deutschland vorbei geführt. Anfang Juli ist ein statistisch signifikanter Zeitpunkt für die Umstellung der Lage des Jetstreams. Und das erklärt den Wetterumschwung mit anschließender, anhaltender Wetterphase. Die Siebenschläferregel des Volksmundes hat also einen realen Hintergrund.

Dabei spielt der kalendarische Siebenschläfertag heute keine Rolle mehr, denn durch die gregorianische Kalenderreform ist das meteorologische Ereignis von diesem Tag auf Anfang Juli gewandert.

Dieses Jahr soll sich Anfang August das Wetter – zögerlich – bessern. Da muss ich mit meinem Überlegungen zum Teleskopkauf aufpassen, denn man weiß ja, was bei Lieferung von Optik passieren kann … andererseits lese ich, dass die Siebenschläferregel auf Norddeutschland gar nicht anwendbar sei. Selbst wenn es dieses Jahr so aussieht, als gelte sie auch hier.

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