Das First Light meines 16“-Dobson liegt 25 Jahre zurück. Zu diesem Anlass möchte ich mich in dieses Erlebnis zurückversetzen. Was geschah? Was gelang, was ging schief? Wie fühlte es sich an? Eine kleine Erinnerung.
Zunächst ist die Frage, was bedeutet eigentlich „First Light“? Auf die Schnelle fand ich keine klare Definition im Internet. Für meinen Dobson gab es drei wichtige Zeitpunkte:
(1) Das erste Licht überhaupt, das durch das Teleskop trat
(2) Das erste extraterrestrische Licht
(3) Das erste Licht eines Deep-Sky-Objektes
Diese drei Ereignisse fanden im Falle meines 16-Zöllers über einige Wochen verteilt statt. Da der Deep Sky schon immer mein liebster Objektbereich war, war das dritte Ereignis natürlich besonders wichtig und die Spannung groß.
Ereignis 1: Das erste Licht überhaupt
An einem spätherbstlichen Tag holte ich die Bauteile aus der Werkstatt im Keller meines Elternhauses und baute das Teleskop in der Einfahrt auf. Von dort hatte ich einen reichlichen Kilometer Objektdistanz. Das ist zwar wahrlich keine kosmische Entfernung, schon gar nicht unendlich, doch es würde für einen grundsätzliches Test reichen.
Viele Fragen schossen mir durch den Kopf:
Funktioniert der Zusammenbau? Stimmt der Schwerpunkt oder ist das Teleskop kopflastig? Auch noch, wenn das schwerste Okular im Auszug steckt und der Sucher angebaut ist? Laufen die Gleitlager harmonisch, d.h. in der Achse selbst gleichmäßig und sind für beide Achsen ähnliche Kräfte notwendig? Lässt sich das Teleskop kollimieren? Ist der Brennpunkt erreichbar? Schwingt ein Bauteil (wie z.B. der Fangspiegel)?
Insofern waren das spannende Minuten.
Am Ende durfte ich jedoch erleichtert feststellen: Ja, ich hatte alles richtig gemacht!
Ereignis 2: Das erste außerirdische Licht
Am 07. Dezember 2017 sah dann das Teleskop das erste Licht von Himmelsobjekten. Wieder war der Standort die Einfahrt des Elternhauses. Zwischen 17h und 19h beobachtet ich Mond und Saturn. Ich glaube, so viel Zeit habe ich selten mit diesen beiden Objekten verbracht – aber der Anblick war einfach gigantisch. Mein eigener 16-Zöller, aus Komponenten selbst gebaut. Und er liefert ein sehr gutes Bild! Es war Halbmond und dieser stand ziemlich südlich in einer Höhe von 34 Grad über dem Horizont. Saturn stand ähnlich hoch und etwas weiter östlich. Die Beobachtung der Objekte endete, als die Objekte hinter das Elternhaus zogen.
Ereignis 3: Das erste extrasolare Licht
Am 30.12.1997 dann das erste Licht des Deep Sky. Wieder vom Gelände des Elternhauses aus, d.h. aus Wetzlar heraus. Der Beobachtungsort liegt etwa 400m südlich der Altstadt. Zwischen 19:30 und 21:00 beobachtete ich einige meiner Lieblingsobjekte:
Messier 31/32/110, das war natürlich gleich ein Hammererlebnis mit dieser Öffnung. Kein Vergleich zum 11cm-Spiegel.
Messiers 35 und 38: die Sternabbildungen waren sehr sauber, was offenen Sternhaufen sehr gut zur Geltung bringt
NGC 7332 und NGC 7339, ein schönes Pärchen von Edge-On Galaxien
NGC 772 und NGC 770, zwei weniger bekannte Galaxien, zu denen ich aber eine nostalgische Verbindung habe
Messier 42/43, der Orionnebel, der bei solcher Öffnung ohne Filter eine Wucht ist.
Ich kann nur sagen: Ich schwebte auf Wolke Sieben.
Wie begeht man nun diese Ereignisse?
Dazu gäbe es die ein oder andere Anekdote zu erzählen, die jedoch First Lights von Sternfreunden betreffen.
Das erste Ereignis beging ich alleine und erwähnte es nur am Vereinsabend. Bei den beiden weiteren Ereignissen lud ich die ersten Gäste zum Blick durchs Teleskop ein: Meine Eltern und Geschwister. Und insbesondere durchströmte mich ein tiefes Glücksgefühl. Ich hatte mich auf eine Reise eingelassen, die mich herausforderte und wo das Ergebnis nicht von vorneherein feststand.
Doch ich war am Ziel angekommen und hatte mir ein sehr gutes Teleskop gebaut, mit dem ich noch Vieles erleben würde. Beispielsweise einige Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg (auf einem solchen entstand das Titelbild, das den 16er „Little Dino“ zeigt).